Willich/Tönisvorst: „Mut und Kraft zu jeder Zeit“

Weihnachten ohne Tannenbaum ist für viele undenkbar. Schmuck an seinen grünen Zweigen machen doch das Fest erst zum Fest.

Willich/Tönisvorst. Ungewöhnliche Interviewpartner haben in dieser Lokalausgabe zu Heiligabend Tradition. Es stand schon eine Weihnachtsgans namens Agathe Rede und Antwort; sogar die Orgeldame Wilbrand verriet in der Pfarrkirche St. Johannes in Anrath ihre Geheimnisse. Heute nun spricht ein wundervoll geschmückter Weihnachtsbaum.

Tannenbaum: Ja, finden Sie? Wenn mich nicht die Strohsterne so kratzen würden. Aber Sie haben Recht. Ich fühle mich schon großartig. Ich habe den schönsten Platz in der Stube und werde vor allem von den kleinen, aber auch von den erwachsenen Bewohnern des Hauses angehimmelt.

Tannenbaum: Ja, das klingt wie eine Liebeserklärung. Wenn ich nicht so grün wäre, könnt’ ich glatt rot werden.

Tannenbaum: Da gefällt mir die Zeile "Wie treu sind deine Blätter". Ja, ja, so sind wir.

Tannenbaum: Sie schmeicheln mir. Aber mit diesem Gefühl stehen Sie ja nicht alleine da. Wenn ich an die Millionen Stammes-Genossen denke, die Jahr für Jahr vom Wald ins Wohnzimmer wandern...

Tannenbaum: Stimmt. Aber eigentlich sollte man auch die anderen Verwandten, von der Blautanne bis hin zur serbischen Fichte, zu schätzen wissen. Wie heißt es doch in Strophe drei: "O Tannenbaum, O Tannenbaum, Dein Kleid will mich was lehren: Die Hoffnung und Beständigkeit gibt Mut und Kraft zu jeder Zeit!"

Tannenbaum: Stimmt, aber die meisten von uns sind jeden Cent wert. Bis wir bei Ihnen zu Hause glänzen, haben wir doch schon in einer Schonung oder im Wald gut und gerne zehn Winter und Sommer bei Wind und Wetter gestanden. Vergessen Sie das nicht! Ich bin älter als Ihre Kinder.

Tannenbaum: Ich bin im Sauerland groß geworden. Mein Transportweg hierher war also nicht sehr lang. Viele Weihnachtsbäume kommen von weit her - Skandinavien beispielsweise.

Tannenbaum: Sie sprechen offenbar die Römer an, die schon ihre Häuser kränzten. Überliefert sind Lorbeerzweige. Uns immergrünen Gewächsen wurde schon immer besondere Heilkraft zugeschrieben. Tannenbaumzweige kommen aber erst seit ein paar Jahrhunderten ins Haus. Seit dem 18. Jahrhundert gehören wir Bäume zum Weihnachtsbrauch.

Tannenbaum: Gut so. Wir Bäume werden, wenn wir schon zum Fest geschlagen werden, ja anschließend geschreddert und beschließen so unser aufrechtes Tannenleben. Diese Silberstreifen behinderten das Recyclen und haben nichts mit Natur zu tun. Ich persönlich bin übrigens ein Glückspilz - wenn sich meine Weihnachtsfamilie bis zu den Heiligen Drei Königen am 6. Januar an die Pflegetipps hält - gießen, gießen!

Tannenbaum: Nun, ich durfte meinen Wurzelballen behalten. Und wenn ich diese Feiertage zwischen Plätzchenduft und Heizungsluft gut überstehe, rechne ich mir gute Chancen aus, später im Garten der Familie Wurzeln zu schlagen. Das würde mir gefallen.

Ich wünsche es Ihnen. Und Frohe Weihnachten - bis in jede Tannenspitze!

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