Willich: Nikolaus-Aktion an St. Katharina

Willicher Händler hatten geladen – die Menschen kamen in Scharen. Auch zum Singen bei der WZ.

Willich. Noch bevor die Musik zu spielen anfängt, ist der Nikolaus umlagert. "Advent, Advent, ein Lichtlein brennt." So beginnen zwei Mädchen, dem heiligen Mann stilgerecht ein Gedicht aufzusagen. Er steht von dem leeren Ladenlokal am Willicher Markt neben ein paar Strohballen, auf dem Roswitha Heintges hübsche Päckchen, Äpfel und süße Kleinigkeiten dekoriert.

Die Mädchen kennen sogar den weniger feinen Schluss: "... und wenn das fünfte Lichtlein brennt, dann hast Du Weihnachten verpennt." Was der Nikolaus mit Süßigkeiten und einem Malbuch für jede belohnt. Die Mutter belächelt das Geschehen vom Rande aus. "Das ist jetzt der 3. Nikolaus, den die Kinder besuchen", sagt sie. Überall in der an diesem Nachmittag für den Verkehr gesperrten Innenstadt haben die Geschäftsleute vor ihren Läden Kopien des Heiligen postiert. Mit mehr oder wenig gelockten Bärten, mit schlichteren oder üppigeren Gewändern. Überall sagen oder singen die Kinder ihnen ihre Strophen und werden mit Kleinigkeiten belohnt.

"Das Wetter hat es ja gut mit uns gemeint", sagt Roswitha Heintges. Der Regen hat aufgehört und blaue Flecken sind am Himmel zu sehen. Doch ihre Versuche, die Kerzen vor den Stehtischen des Niederrhein-Trios zu entzünden, schlagen fehl.

"Jingle Bells", stimmt das Trio an. Rolf Schumacher am Akkordeon, Christian Beckers an der Posaune und Herbert Bulla an der Trompete sind eine bewährte Formation, die seit Jahren beim Weihnachtssingen am WZ-Bus die Menschen erfreut. So auch heute.

Als die drei Musiker "Oh Tannenbaum" anstimmen, kommen Erwachsene hinzu. Heintges teilt Textblätter aus, so dass alle mitsingen können. Die Gruppe der Rollstuhlschieber aus dem DRK Altenheim Moosheide trifft ein. "Mindestens 15 Stühle", schätzt Christine Zurek, die Mitarbeiterin vom sozialen Dienst. Die ehrenamtlichen Schieber haben den Termin für die Ausfahrt von Donnerstagmorgen auf Freitagnachmittag verlegt. "Wegen des Singens hier", so Zurek.

Annette Heimerl singt eifrig mit. Sie ist aus Gelsenkirchen und besucht ihr Enkelkind Jost. "Das gibt es bei uns nicht", sagt ihr Mann. "Bei uns ist das immer nur für die Geschäfte, nie für die Stimmung." Sie ziehen weiter zur Brauereipassage, wo eine Seniorengruppe Gitarre spielt. "Vor meinem Juweliergeschäft spielt ein Leierkastenmann", zählt Heintges weitere Aktivitäten auf, "in der Grabenstraße gibt es einen Malwettbewerb..."

Vom Arm ihres Großvaters Hans Peter Jannsen aus beobachtet Chantalle (2) mit großen Augen das Geschehen. "Sie traut sich noch nicht", sagt Großmutter Rosemarie. "Sie wird es aber lernen. Den Namen hat sie ja schon mal." Denn Chantalle soll vom französischen "chanter" = singen kommen. Auf den Arm des Nikolauses hingegen traut sie sich.

Jonas und Fabian, beide acht Jahre, und Klassenkameraden, singen aus voller Brust. Auf die Frage, woher sie das können, sagt Jonas selbstbewusst: "Ich kann das von Geburt an." Den Einwand, dass er da noch nicht sprechen, also auch nicht singen konnte, lässt er nur ungern mit gerunzelter Stirn gelten.

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