Willich: Kunstaktion - Ein Platz für Behinderte

Weihbischof Johannes Bündgens war zu Gast bei der Lebenshilfe in Willich und informierte sich über „Stuhl frei“.

Willich. Es herrschte Aufregung im Haus der Lebenshilfe am Donnerstagabend. Nicht, dass die Bescherung vorgezogen worden war. Hoher Besuch hatte sich angesagt: Weihbischof Johannes Bündgens sprach mit Bewohnern und Betreuern.

In erster Linie aber war er gekommen, um sich die Ergebnisse der Kunstaktion "Stuhl frei. Nehmen Sie bitte Platz" anzuschauen. Wo haben behinderte Menschen ihren Platz? Dieser Frage wurde auf Initiative der Diözesanbeauftragten Gabriela Laumen mittels einer Kunstaktion nachgegangen.

In der Region Viersen wurden insgesamt 33 Stühle gestaltet, davon sechs in der Wohngemeinschaft Wekeln. Die beiden Heilerziehungs-Pflegerinnen Nadine van Mierlo und Sabrina Minten hatten die Akteure unterstützt.

Wohnstättenleiterin Esther Mand "dolmetschte", als Daniel sein Kunstwerk vorstellte: "Kirche ja, Glauben nein", war da zu lesen. Daniel, einst Punker, erinnerte sich daran, dass er und seinesgleichen in der Kirche unerwünscht war. Seine spastische Lähmung trug der frühere Messdiener mit Humor: "Ich bin ein Spaß-Tiger."

Bei Kaffee und Kuchen lernte der 52-jährige Weihbischof auch Petra kennen. Die geistig behinderte Frau hatte die Stuhllehne mit einer Wolke verziert, auf der die Zahl "7" steht: Jawohl, durch Freund Klaus schwebt sie auf "Wolke 7".

Martina (45) hatte direkt neben dem Weihbischof Platz genommen, ihn am Arm gepackt, als wäre er ein alter Bekannter. Sie hat offenbar viele Plätze in ihrem Umfeld: Die Sitzfläche des Stuhles, den sie gestaltet hat, ist voll von den unterschiedlichsten Sitzgelegenheiten. Stefan hatte seinen Stuhl krankheitsbedingt nicht ganz fertigstellen können. "Vielleicht mache ich im nächsten Jahr noch einen, dann können Sie ja noch einmal kommen", bot er dem Gast aus Aachen an.

Durch Tobias (27) erfuhr der Weihbischof, dass es auch einen Heimbeirat gibt. Von Esther Mand erfuhr Johannes Bündgens, dass das Haus von der Nachbarschaft ohne Probleme aufgenommen wurde, dass die Bewohner im kommenden Jahr lieber nach Bayern verreisen als nach Mallorca. "Ist das der modernste Teil von Willich?", wollte der Weihbischof wissen, dem zum Schluss noch eine kurze Führung geboten wurde.

Alle Stühle, die im Raum Viersen von Behinderten gestaltet worden sind, werden auf Initiative von Gabriela Laumen in der Zeit vom 23. Januar bis zum 20.Februar in 14 Viersener Geschäften beziehungsweise Einrichtungen zu sehen sein. Ausgangspunkt werden die Niederrhein-Werke sein.

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