Willich: Krise? Aber nicht bei Modell-Traktoren

Im Stahlwerk Becker trafen sich die Liebhaber von Lanz und Co.

Willich. "Hier geht richtig was über den Tisch - die Finanzkrise ist zum Glück noch nicht bei den Modelltraktoren-Freunden angekommen." Klaus Rabe, Organisator der 4. Modell- und Literaturbörse für alte Traktoren konnte mit der Resonanz mehr als zufrieden sein. Voll des Lobes waren auch Anbieter und Besucher. Das 600 Quadratmeter große Zelt platzte zeitweise aus allen Nähten.

Rabe hatte die zwei imposanten Feuerwehrautos aus der Halle gefahren, um zusätzlichen Platz zu schaffen für Anbieter - sie kamen von Hamburg bis Landshut - und Interessenten. Bei Erbsensuppe konnte an Stehtischen gefachsimpelt werden - von dieser Möglichkeit machten die Oldtimer-Freunde rege Gebrauch.

Fast immer gilt: Wer Modelle sammelt, hat auch Originale in der Scheune stehen. Norbert Thielen aus Jüchen trug ebenso wie fast alle anderen Besucher eine Plastiktüte mit sich: "Ich habe mir einen John Deere gekauft und einen Lanz Eil-Bulldog - das Original ist so ziemlich das Teuerste, was es in der Traktor-Szene zu kaufen gibt", sagt der Jüchener. Und: "Man kommt nicht so recht weiter, es sind einfach zu viele Leute hier die man kennt - es ist immer sehr schön hier in Willich."

Peter Schiffer aus Titz zeigte vor allem Modelle, die er ungebaut und in irgendeiner Form verändert hat: "Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und das Hobby war aus einer Laune heraus entstanden", erklärte Schiffer im Gespräch mit der WZ. Was ihm an der Börse in Willich so gut gefällt: "Hier kommt Fachpublikum hin, das sich gezielt für Traktormodelle interessiert." Die Börse ist für ihn auch Inspirationsquelle.

Michael Eggen aus Leverkusen hatte vergilbte Bedienungsanleitungen mitgebracht - mit dem Verkauf finanziert er sein Traktor-Hobby. Das älteste Schriftstück in seiner Sammlung: Eine Original-Anleitung für einen Stock-Motorpflug aus dem Jahre 1914. Eggen geht davon aus, dass es nur noch zwei dieser Geräte gibt.

Etwas ganz Besonderes hatte auch Michael Altrock aus Recklinghausen zu bieten: Seine 50er Jahre-Lkws erreichen mit Anhänger eine Länge von bis zu 1,80 Metern und sind per Hand mit großer Detailtreue den Originalen nachgebildet worden. Im Zelt gehörten die alten Holzmodelle der Traditionsfirma Steiff zu den besonderen Raritäten.

Der Erfolg macht Klaus Rabe auch ein bisschen ratlos: Wie soll es weitergehen? Auf seinem Grundstück gibt es keine Erweiterungsmöglichkeiten mehr - gleichzeitig scheint das Modelltraktorenhobby eine Hochkonjunktur zu erleben.

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