Willich: Bärenstark, aber auch schutzbedürftig

Die Ameisenschutzwarte NRW feiert 30-Jähriges. In Willich hat sie ein Mitglied.

Willich. Sie sind winzig, aber besitzen riesige Kräfte: Ameisen können das Dreifache ihres Körpergewichts transportieren. Darüber hinaus schützen sie Pflanzen und Bäume vor Parasitenbefall und organisieren sich in einer bemerkenswerten Staatsordnung. Diese Lebewesen müssen geschützt werden, findet Heinz van den Brock (61). Er ist Willichs einziges Mitglied in der Ameisenschutzwarte NRW, die mit einer kleinen Feierstunde ihr 30-jähriges Bestehen feierte.

Häufig bleiben Begegnungen zwischen Mensch und Ameise für beide Seiten in schlechter Erinnerung: Sei es die Ameisenstraße in der Küche oder ein unbedachtes Verweilen mitten im Ameisennest auf der Wiese, beide Erlebnisse sind nicht unbedingt förderlich für die Beziehung Mensch-Ameise.

Deshalb ist die Vereinsarbeit umso wichtiger, die den "netten Tierchen", wie es der stellvertretende Bürgermeister Hans Kothen formuliert, besondere Aufmerksamkeit schenkt. "Durch unsere Lebensweise zerstören wir unbedacht die Natur. Ameisen finden kaum noch Plätze, an denen sie Nester bauen können", kritisiert Bundesgeschäftsführerin Bianka Keil-Krengel.

Auch Heinz van den Brock kennt die Probleme der Ameisen: "Ständige Bebauungen, beispielsweise um eine Autobahn zu erweitern, rauben den Tieren ihren Lebensraum", erklärt er. In solchen Fällen hilft die Ameisenschutzwarte:

Nach dem Motto "Gemeinsam sind wir stark" versetzen sie die kompliziert aufgebauten Ameisennester an geeignete Ersatzorte. Echte Knochenarbeit, sagt van den Brock: "Da kommen locker 50 dieser blauen 150-Liter-Tonnen pro Nest zusammen."

Beim Abtragen des Nestes gehen die Helfer sehr vorsichtig vor, um die Nestteile nicht durcheinander zu bringen. Bei einem Großeinsatz in Bayern waren einmal 93 Nester zu versetzen. Im Fokus des Landesverbandes steht zwar die Rote Waldameise, doch den Mitgliedern liegt auch die Natur in ihrer Gesamtheit am Herzen.

"Hier in Willich unterstützt mich besonders der Nabu, wenn Nester umzusiedeln sind", so Heinz van den Brock. Der passionierte Naturschützer ist eigentlich Projektingenieur im Kraftwerksbau, setzt sich aber schon seit seiner Jugend für die Natur ein.

"Ohne die Hilfe vieler Ehefrauen, die mit Besen und Kehrblech neben so manchem Nest gestanden haben, um verstreute Ameisen zusammenzutreiben, wäre so eine Umsiedlung kaum denkbar", unterstreicht Bianka Keil-Krengel.

Die 33-Jährige bezeichnet sich selbst als "Küken im Vorstand" und steht für den Generationswechsel, der sich vollzieht. Auch innerhalb des Landesverbandes weht ein frischer Wind: Landesvorsitzender Roger Bähr wurde mit 26 Jahren gewählt und hat unter anderem die Kommunikation per E-Mail eingeführt.

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