Willich: Auf der Jagd mit Falke Loki

Der Willicher Alexander Bongartz ist seit 1992 Jäger. Bongartz ist auch Falkner, jagt mit Loki und Philo – der eine ein Falke, der andere ein Habicht.

Willich. Während der Autofahrt macht Loki keinen Pieps. Der Falke hockt auf der Stange in der grünen Holzkiste, die im Kofferraum von Alexander Bongartz’ Auto steht. Mit dem Wagen sind es nur vier Minuten von der Voliere bis zur Vogelfreiheit.

Alexander Bongartz parkt am Rande eines Feldes, mitten in Münchheide. Er streift einen Lederhandschuh über und öffnet die Klappe der Kiste. Loki hüpft auf die geschützte Hand, schlägt mit den Flügeln. Kurze Lederriemen verhindern seinen Abflug.

Bongartz setzt mit der freien Hand eine Batterie in einen kleinen Sender, den er an einer Hülse an Lokis Schwanzfeder befestigt. "Das mache ich vor jedem Flug. Ist ein sichereres Gefühl." Sollte Loki zu weite Kreise ziehen, kann ihn der Falkner mit Hilfe einer tragbaren Telemetrie-Anlage, die er zur Jagd stets bei sich trägt, wieder orten.

Bongartz löst die Riemen. Loki fliegt davon. "Jetzt sucht er sich erst einmal einen guten Platz in der Höhe", sagt der Jäger und blickt dem Tier nach. Zwei-, dreihundert Meter weiter lässt sich Loki auf dem Hallendach einer Firma nieder. Bongartz fingert in seiner Falknertasche und zieht ein Ledersäckchen heraus, das er bereits mit zwei Flügeln einer Brieftaube präpariert hat. Mit diesem Federspiel wird er seinen Falken gleich locken.

Unter 800 Gramm hat Loki, der zehn Jahre alte Saker-Falke, vor dem Aufbruch zum Feld auf die Waage gebracht. Zu satt darf das Tier nicht sein, sonst jagt es die Krähen nicht. Denn das ist des Jägers Job zwischen September und Februar, ehe die einsetzende Schonzeit der schwarzen Vögel die Jagdsaison des Falken beendet. "Krähen sind Allesfresser, sie verbreiten sich sehr."

In der Saison geht Bongartz zwei bis drei Mal in der Woche mit seinem Falken aufs Feld, den er im Alter von zwei Monaten aus einer Kölner Zucht übernommen hat. "Loki jagt gern im offenen Flug", sagt Bongartz. "Die Krähen aber sind schlau, sie verstecken sich."

Ein Habicht jage mehr aus der Deckung heraus, im Wald oder am Waldrand. Er weiß es genau. Lokis Volieren-Nachbar in Bongartz’ Garten ist der grau-weiß gefiederte Habicht Philo, den er ebenfalls regelmäßig aufsteigen lässt. Für die Jagd in Münchheide hat der Willicher einen Begehungsschein des dortigen Pächters.

Bongartz ist in Mönchengladbach aufgewachsen. Später lebte er in Neersen, seit 1994 wohnt er mit seiner Familie in Willich. Vor 18 Jahren hat er gleichzeitig seine Jäger- und Falknerprüfung abgelegt. Sein Vater hat das Interesse für dieses seltene Hobby geweckt: "Ich war 14, 15 Jahre alt, als er einen verletzten Turmfalken nach Hause brachte, um den ich mich gekümmert habe", erzählt Bongartz. Viel gelernt habe er später von einem bekannten Falkner aus Oedt, der mehrere Greifvögel hat.

Lokis Ausflug endet mit dem letzten Anflug auf den Handschuh. Es ist einer seiner letzten Flüge der Saison. Bis September wird er in der großen Garten-Voliere verbringen, gleich neben Habicht Philo.

Hat sich eigentlich schon einmal eine Krähe in den Sommermonaten frech auf das drahtige Käfigdach gehockt? Bongartz schüttelt mit dem Kopf: "Nein, aber ein Mäusebussard. Der war scharf auf das Futter."

Während er das erzählt, sitzt Loki immer noch seelenruhig auf seiner Hand. Und gibt keinen Pieps von sich.

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