Wekelner See: „Nicht alle bauen Mist“

Die Jugendlichen vom Wekelner See wollen sich ruhigen Platz erkämpfen.

Willich. Es ist ein schöner Tag am Wekelner See. Die Sonne scheint, ein leichtes Lüftchen weht. Doch Aylin Tsafos, Ron Segermann, Daniel Wunder, Dominik Thaler und Daniel Fadi können das schöne Wetter nicht richtig genießen. Ein Stacheldrahtzaun trennt sie von dem malerischen Regenrückhaltebecken.

Vor etwa einem Monat haben die Schüler und Azubis aus Willich das Gelände für sich entdeckt — trafen sich am Ufer mit ihren Freunden zum Feiern, Reden und Grillen. „Eine Woche lang ging das gut“, sagt Ron Segermann. Die Abende seien friedlich gewesen, Lärm und Müll hätten sich in Grenzen gehalten.

Doch dass der Wekelner See ein optimaler Platz für den Abend ist, machte schnell die Runde. Bis zu 150 Jugendliche sollen sich zeitweise auf dem Areal aufgehalten haben — mit bekannten Folgen. „In den Ferien ist das richtig ausgeartet“, sagt Daniel Wunder. Immer öfter muss die Polizei anrücken, weil sich einige der Jugendlichen daneben benahmen und Anwohner sich beschweren.

Schließlich reagiert die Stadt und kündigt an, das Gelände wieder abzusperren. Ron, Daniel und die anderen haben seitdem nicht mehr am Wekelner See gefeiert. „Wir wollen ja keine Strafanzeige bekommen“, sagt Dominik Thaler.

Die 15- bis 20-Jährigen und die anderen Freunde des Wekelner Sees befinden sich gefühlsmäßig irgendwo zwischen Enttäuschung und Wut. Wut darüber, dass sie schon wieder von einem Platz vertrieben werden und Enttäuschung, dass zwar alle Welt über die Jugendlichen vom Wekelner See und die Zerstörungen, keiner aber mit ihnen redet. „Wir haben hier nichts kaputt gemacht“, sagen sie einstimmig. Für die Schäden am See soll nur eine kleine Gruppe von Jugendlichen verantwortlich sein.

Ganz ohne Widerstand wollten sie sich nicht vertreiben lassen — stattdessen wollen sie sich engagieren und für ihre Interessen kämpfen. Einen Brief an Bürgermeister Josef Heyes haben sie schon geschrieben und der Streetworkerin Claudia Bender vorgeschlagen, einen Reinigungstag am See zu organisieren. „Wir wollen, dass die Stadt sieht, dass nicht alle Jugendlichen Mist bauen“, sagt Daniel Fadi.

Am liebsten würden sie natürlich den See als Treffpunkt behalten. „Man könnte doch Regeln aufstellen, die für die Jugendlichen und die Anwohner akzeptabel sind“, sagt Dominik Thaler. Doch obwohl sie die Hoffnung nicht ganz aufgeben wollen, ist den Jugendlichen bewusst, dass der See als Regenrückhaltefläche wohl nicht zu einem Freizeitgelände werden wird.

Ihre Hoffnungen, dass die Stadt eine Ausweichfläche für sie findet, sind bescheiden. „Die Stadt sagt immer: Wartet, wartet. Und nie passiert etwas“, sagt Ron Segermann. Auch, das deutete Willichs Ordnungsamtsleiter Martin Zinnel an, stünden die Chancen für ein Gelände mit See nicht gut. Dabei, so Daniel Wunder, wollen die Jugendlichen in Willich nur einen Ort für sich. Einen Ort, an dem sie keiner stört — und an dem sie niemanden stören.

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