Weihnachtstüten statt Päckchen

Auch in diesem Jahr wird die Willicher Tafel ihren Kunden ein kleines Präsent überreichen. Anders als in den Vorjahren werden keine Päckchen, sondern Beutel gepackt. Diese sollen auf den persönlichen Bedarf der Kunden abgestimmt sein.

Weihnachtstüten statt Päckchen
Foto: Wolfgang Kaiser

Willich. In den vergangenen sieben Jahren war es Tradition, dass die Willicher Tafel Ende November und Anfang Dezember die Bürger aufrief, für die Kunden der Tafel Weihnachtspäckchen zu packen. In diesem Jahr ist es zum ersten Mal anders: „Wir haben uns entschlossen, stattdessen „Weihnachtstüten“ zu packen, die wir individuell für unsere Kunden zusammenstellen. Auf diesem Weg können wir die Ernährungsgewohnheiten unserer Kunden besser berücksichtigen. So gibt es etliche, die zum Beispiel kein Fleisch konsumieren. Um die Weihnachtstüten aber realisieren zu können, brauchen wir die Hilfe der Bürger“, sagt Hermann Jüngst, der 1. Vorsitzende der Willicher Tafel.

Mit den gespendeten Lebensmitteln von Unternehmen, bei denen es sich zum größten Teil um Obst und Gemüse, Milchprodukte sowie weitere schnell verderbliche Waren handelt, ist es nicht möglich, „Weihnachtstüten“ zu bestücken. In diese sollen nämlich vor allen Dingen Dauerlebensmittel gegeben werden. „Das sind Lebensmittel, die wir in der Regel sehr selten von Firmen erhalten“, erklärt Schriftführerin Petra Lopez. Es handelt sich dabei unter anderem um Zucker, Mehl, Salz, Nudeln, Reis, Bulgur, Müsli, Cornflakes, Kaffee, Süßigkeiten, Kakao, Öl, Säfte, Brotaufstriche sowie Fisch- und Fleischkonserven. „Wir würden uns freuen, wenn uns die Bürger mit diesen Lebensmitteln unterstützen könnten“, sagt Kassenwartin Barbara Krahn.

Anders als bei der bisherigen Weihnachts-Aktion, bei der die Spender ihre fertig gepackten Päckchen an einem Tag in der Schiefbahner Kulturhalle abgeben konnten und diese Päckchen am Folgetag verteilt wurden, ist das Prozedere nun ein neues. Die Bürger erhalten jetzt in allen vier Stadtteilen die Gelegenheit, ihre Spenden abzugeben. Das Tafel-Team sortiert diese und packt entsprechend ihrer Kunden die Stoffbeutel. Jede einzelne „Weihnachtstüte“ erhält dazu einen Weihnachtsgruß. Die Tafel teilt die Beutel im Dezember in den vier Ausgabestellen als zusätzliche Gabe an ihre Kunden aus. „Wir werden 500 Beutel packen“, berichtet Tafel-Vorsitzender Jüngst.

Diese hohe Zahl resultiert aus der gestiegenen Anzahl von Tafelkunden. Aktuell versorgt die Willicher Tafel in ihren vier Abgabestellen wöchentlich rund 900 Menschen. Da das Spendenaufkommen gesunken ist, war die Tafel in diesem Jahr erstmals gezwungen, ihre Rücklagen anzugehen. „Bislang haben wir kostendeckend arbeiten können. Aber das ist uns aktuell nicht möglich“, informiert Krahn. Wenn auch die Lebensmittel dank der knapp 40 Lieferanten und des Einsatzes der 85 ehrenamtlichen Helfer keine Kosten verursachen, so entstehen durch Fahrzeugkosten, Treibstoff, Versicherungen, Miete sowie Büro- und Arbeitsmaterial jährliche Fixkosten von etwa 25 000 Euro. Um nicht in einen finanziellen Engpass zu geraten, hat die Willicher Tafel den Entschluss gefasst, ab Januar 2016 pro Kunde und Ausgabe eine Anerkennungsgebühr von einem Euro zu nehmen. „Andere Tafeln praktizieren dies schon lange. Es hat auch etwas mit Wertigkeit zu tun. Die Kunden haben das Gefühl, etwas nicht einfach umsonst zu erhalten“, sagt Lopez.

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