Wecker im Heimatmuseum „Kamps Pitter“

Jutta Odenbach sammelt Wecker. Diese stellte sie jetzt im Heimatmuseumaus.

Schiefbahn. Im Heimatmuseum „Kamps Pitter“ waren jetzt Geräusche zu hören, die einen einst in der Frühe aus dem Schlaf rissen: Die Schiefbahnerin Jutta Odenbach (63) und Elke Hackland (48) aus Duisburg präsentierten Teile ihrer Wecker-Sammlungen.

Die ältesten Exemplare sind rund 130 Jahre alt. Das macht Sammlungen so interessant: Sie spiegeln ein Stück Kulturgeschichte wider, und nicht nur Wecker machen deutlich, wie die Menschen einst „tickten“.

Das wertvollste Stück: Ein 99 Jahre alter Wecker in Form der Granate „Brummer“ von der Firma Gustav Becker. Vor dem Hintergrund der damaligen Kriegsbegeisterung dürfte dieser Wecker ein Verkaufserfolg gewesen sein, heute erzielt er Liebhaberpreise.

Auch die deutsche Firma Junghans, die zwar mittlerweile nicht mehr Wecker, aber immerhin noch Uhren produziert, bediente den Markt zu Zeiten der Kriegseuphorie: Der deutlich kleinere Wecker mit herkömmlichem analogem Zifferblatt weist ebenfalls die Form einer Granate auf.

Aber in der Ausstellung, die leider nur am Sonntag zu sehen war, gab es auch charmantere Wachmacher: Was den Herren ihre Taschenuhr war, war den Damen ihre Puderdose mit Spiegel und integriertem Wecker für die Handtasche. Einfach überragend: Der Junghans-Wecker mit rund 30 Zentimetern Durchmesser war einst als Schaufensterdekoration gedacht. Jetzt ist er Teil der Sammlung von Uhrmachermeisterin Jutta Odenbach und fiel wegen seiner Größe sofort ins Auge.

Das skurrilste Exponat: Ein Spionagewecker der Bundeswehr. An einem Heißluftballon befestigt, sollte er in Feindesland nach einer kalkulierten Flugdauer nicht klingeln, sondern mit einem speziellen Mechanismus Flugblätter mit Propagandamaterial abwerfen — dieses gute Stück wurde zum Glück nie in der Praxis erprobt.

Sowas könnte auch heutzutage noch ein Verkaufserfolg werden: Ein Mini-Klappwecker, der, zusammengeklappt, kein recht- oder viereckiges Kästchen ergibt, sondern einen Fußball. So konnte man keinen Anpfiff verpassen.

Ein besonders kleiner Wecker: Das Exemplar der Firma Ruhla aus der ehemaligen DDR mit einem Zifferblatt so groß wie das einer Herrenarmbanduhr.

Ein ganz nobler Schweizer unter eher biederen Schwarzwäldern mit Namen wie Junghans oder Pfeilkreuz: Der Wecker von Jaeger-Le Coultre.

Deutscher Erfindergeist der 50er Jahre: Ein Junghans-Blindenwecker mit Ziffern zum Abtasten und mit einer Besonderheit: Die Zeiger verstellen sich nicht, selbst wenn man sie gründlich abtastet.

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