Vorst: Neues Kühlhaus für das Schlachtfleisch

Firma: Verordnungen der EU machen auch vor mittelständischen Betrieben nicht halt. Die Landfleischerei Helbig setzte sie um.

Vorst. Im Verkaufsraum der Landfleischerei Helbig in Vorst ist alles beim Altem geblieben. Wer aber einen Blick hinter die Laden-Kulissen wirft, kann über Umbaumaßnahmen staunen - von der EU verordnet.

Ein viertes Kühlhaus, ein neues Gefrierhaus, der komplette Anbau eines Hygienetraktes mit Schleuse für die Mitarbeiter, eine zweite Zufahrt zwecks Anlieferung des Schlachtviehs, ein neuer Klimaraum für die Rohwurstreife und eine Hofüberdachung sind das Ergebnis neuer EU-Verordnungen. Das Schlachtfleisch muss nun in einem separaten Kühlhaus hängen, darf nicht mit anderem Fleisch in Berührung kommen.

Die Kühlhäuser mussten mit einer elektronischen Temperaturverlaufskontrolle ausgerüstet werden. Ein Kreuzgang, wie die Metzgerei Helbig ihn hatte ( Tiere wurden durch die Garage angeliefert, wobei der Bereich im Anschluss gereinigt und desinfiziert wurde), ist nicht mehr erlaubt.

"Wenn wir nicht umgebaut hätten, dann dürften wir hier nicht mehr selber schlachten", sagt Fleischermeister Markus Helbig zu den Umbaumaßnahmen. 150000 Euro nahm der Vorster in die Hand. 2008 gab die EU die neuen Auflagen für Fleischereien bekannt. Zeit dies umzusetzen, blieb den Betrieben bis zum 1. Januar 2010. "Es gab schon einige schlaflose Nächte, in denen ich hin und her überlegt habe, wie alles zu realisieren ist", sagt Markus Helbig. Jetzt, wo alles fertig ist und reibungslos läuft, kann er wieder ruhiger schlafen.

Froh war er darüber, dass die Stadt Tönisvorst problemlos mitgespielt und alles ermöglicht hat, wenngleich die Baugenehmigung erst relativ spät kam. Sie lag erst im Oktober vergangenen Jahres vor. "Wäre das nicht so gewesen, hätten wir unseren Betrieb auslagern müssen." Persönlich hält er die Vorlagen der EU für etwas übertrieben. "An einen kleinen Handwerksbetrieb wie unseren werden die gleichen Maßstäbe gelegt wie in der großen Industrie."

In Vorst ist die Landfleischerei Helbig seit 1956 zu Hause. Das Schlachten und Wursten hat in der Familie Tradition. In der achten Generation führt Markus Helbig das Geschäft. "Ursprünglich kommen wir aus Schlesien." Daher gibt es neben über 90 selbst hergestellten Wurst- und Schinkenspezialitäten auch schlesische Köstlichkeiten wie Krakauer mit und ohne Kümmel sowie Grütz- und Wellwurst.

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