Willich Und wieder wackelte der Kaisersaal

Black Brothers and the Bad Bones mussten vor deutlich weniger Besuchern spielen als in den vergangenen Jahren.

Willich. Vor einem Jahr — der Kaisersaal Schiffer war eigentlich schon geschlossen — spielten die „Black Brothers and the Bad Bones“ „zum letzten Mal“ in der altehrwürdigen Stätte, wo sie so manchen Triumph gefeiert hatten. Diesmal war auf den Plakaten vom „allerletzten Mal“ die Rede.

Am Freitagabend dürften die Musiker ein wenig enttäuscht gewesen sein: Nicht nur, dass die Besucherzahl aus Sicherheitsgründen auf nur 385 begrenzt war: Es waren nur gut 350 Menschen im Saal, am Samstag dürften es zwei Dutzend mehr gewesen sein. Sie ahnten, dass es ein Auftritt von historischer Dimension war, zückten immer wieder ihre Fotohandys, gingen begeistert mit. Die Akteure bedankten sich, indem sie alles gaben.

Erstaunlich: Neben Gesichtern, die von Sex and Drugs and Rock ’n’ Roll gezeichnet waren, hatten sich auch junge, unverbrauchte Menschen eine Eintrittskarte gekauft. Auch sie wollten eine legendäre Formation noch einmal erleben und sich ganz nebenbei vom Kaisersaal Schiffer verabschieden.

Jochen Contzen erwies sich wieder einmal als ein Unikum, das seine Fans in den Bann ziehen kann. Nach der Pause erschien er im weißen Frack als Cap Calloway mit einem riesigen Hut, zog eine tolle Show ab — wie gehabt, aber immer wieder schön. Einen zweiten Blick waren auch die drei Background-Sängerinnen wert, die zusammen etwa so alt gewesen sein und so viel gewogen haben dürften wie der Maestro selbst.

Contzen schickte aber auch andere Musiker nach vorne ins Rampenlicht. Sängerin Lucy, ebenfalls ein in Ruhe über Jahrzehnte gereiftes Original, verkörperte die legendäre Tina Turner. Beim Song „Proud Mary“ stampfte der Schaufelraddampfer durch den Saal. Wer sich bei der Auswahl seines Outfits nicht gerade für den leichten Bieranzug entschieden hatte, sah seine Klamotten wenig später in Gefahr. Dann nämlich traten Jake und Elwood in die Mitte des Saales und wurden vom Publikum zu Western-Klängen mit Bechern voller Bier beworfen. Die bekannte Filmszene aus den „Black Brothers“ ist leicht abgewandelt, weil Contzen und Co. verhindern wollten, dass volle Bierbecher auf die Bühne fliegen und Instrumente oder Ausrüstung beschädigen.

Aber die „Black Brothers and the Bad Bones“ sind gelassen, allen voran Jochen Contzen: „Ich weiß, dass dies unser letzter Auftritt hier ist. Ich habe die Pläne von Architekt Ralf Jungermann gesehen, er wird aus dem Saal sehr bald sechs sehr schöne Wohnungen machen“, sagte der 58-Jährige.

Er selbst werde mit seinen Jungs weiterhin im Stadtgebiet auftreten: in der Anrather Josefshalle.

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