Umgestaltung des Anrather Ortskerns - „Es ist schön geworden“

Sehr viel Lob, aber auch Kritik gibt es von den Anrathern zum neuen Ortskern.

Umgestaltung des Anrather Ortskerns - „Es ist schön geworden“
Foto: Lübke, Kurt (kul)

Anrath. Verkehrschaos, Dreck, Lärm, Umsatzeinbußen — ja, auch die Schattenseiten der Umgestaltung des Anrather Ortskerns kamen am Donnerstag bei der WZ-Umfrage zu diesem Thema zur Sprache. Doch die meisten Bürger äußerten sich positiv. Mehrmals gelobt wurde die Arbeit des Klever Bauunternehmens. Passanten waren gespannt, wie der neue Kern nach der endgültigen Fertigstellung angenommen wird.

„Es ist sehr schön geworden“, sagt Ulrike Glutting, die gerade auf dem Weg in die katholische Kirche ist. Die 65-jährige Christa Hover ist ähnlicher Ansicht: „Da ich hier erst seit etwa drei Jahren wohne, kann ich nicht sagen, wie hässlich Anrath früher war. Ich weiß nur, dass jetzt alles viel schöner ist als vor der Sanierung.“

„Mit gefällt es prima, sogar die neuen Lampen“, kommentiert Toni Antkowiak (72). „Wunderbar, ich kann nur hoffen, dass es so bleibt“, äußert der 70-jährige Peter Dommers, der an der Schottelstraße wohnt. Nicht nur ihn treibt die Sorge vor Vandalismus um. „Hoffentlich bleiben die Wartehäuschen und die Spielgeräte ganz“, sagt ein 60-Jähriger.

Erste Schäden hat es schon gegeben. So wurden eine neue Laterne und ein Spielgerät angefahren, das Pflaster vor dem Hauptportal der Kirche ist vermutlich beim Tulpensonntagszug stark verunreinigt worden. „Da müssen wir noch kräftig schrubben“, sagt Bauleiter Gordon Scheel.

„Hier muss an der Kirche für die Schulkinder ein Zebrastreifen hin,“ meinen übereinstimmend Gerd Welzkes und Geschäftsinhaber Sebastian Commans (35). Lothar Baumgart (52), der am Kirchplatz seine Tintenstation hat, regt sich über den Wegfall vieler Parkplätze auf: „Dies hat mit urbaner Städteplanung nichts zu tun.“

Andere Händler sprechen von kräftigen Umsatzeinbußen. Oya Zeies, die das Schreibwarengeschäft Roggen führt, sagt dazu: „Mich und die Kunden hat der Lärm und Dreck in der Bauphase schon gestört. Es wäre sicher schneller gegangen, wenn nicht immer wieder, so für das Schützenfest, Teilstücke provisorisch hergerichtet worden wären.“

„Die optische Gestaltung ist okay, wie das verkehrlich vor allem am neuen Kreisverkehr läuft, muss sich noch zeigen“, kommentiert Manfred Knabben (61). Er begleitet seinen Bruder Karl-Heinz (73) zur Kirche, der einen Rollator benutzt und höllisch aufpassen muss, denn es gibt im Pflaster einige Schieber für die Versorgungsanschlüsse. Die liegen mehrere Zentimeter unter dem Niveau der Oberfläche und sind Stolperfallen. „Wir regulieren das noch“, sagt der Bauleiter. Eine Anratherin war in der vergangenen Woche dort schlimm gestürzt (die WZ berichtete).

Der stellvertretende Anrather SPD-Vorsitzende, Hendrik Pempelfort (20), sagt: „Es sieht alles sehr gelungen aus.“ Elvira Nega-Pirtza sieht das ähnlich. Sie bemängelt allerdings, dass der Umbau sich so hingezogen hat. „Und dann die Sperrungen von der Schottenstraße aus, das hat sich zehn bis zwölf Mal geändert.“

„Es ist moderner geworden, offener“, findet Guido Kocks, der an der Jakob-Krebs-Straße einen Obst- und Gemüseladen betreibt. „Aber es gibt weniger Parkplätze und ich weiß auch nicht so genau, wie der Verkehr mal laufen soll.“ Ob alle Maßnahmen wirklich sinnvoll seien, lasse er dahingestellt. Er sagt das mit Blick auf das Stahlgestell vor dem Bushäuschen und das Schachbrett-Feld vor der Volksbank.

Margarethe Klein-Wunder stöhnt: „Ich habe die Faxen dicke von der Baustelle.“ Kritische Töne kommen auch von Marlene Kiwitz, die Anwohnerin ist. „Unseren Balkon haben wir die ganze Zeit nicht benutzen können durch den ganzen Dreck.“ Hoffnung, dass nun alles gut wird, hat sie aber auch nicht. „Wenn da jetzt morgens 80 Schüler kommen, wird das eine einzige Müllhalde. Es liegt ja jetzt noch der Dreck von Karneval herum.“

„Schöner als vorher.“ Kurz und knapp fällt das Statement von Horst Werne aus. Der Mann ist seit 30 Jahren Anrather, hat sogar noch die Jakob-Krebs-Straße als Durchfahrtstraße erlebt. „Es ändert sich eben alles“, sagt Willi Schaath. Der Ur-Neersener (89) lebt im Anrather Altenheim. Schaath kennt im Übrigen Anrath sehr gut, „ich hab’ seit 1970 in der ,Päeperdues’ gearbeitet“, sagt er und schmunzelt.

„Ich fände es gut, wenn es an der Volksbank herum eine Einfahrt zur Kirche gäbe“, sagt Karl Sehrbrock. „Gerade bei Beerdigungen ist dort ein Park-Chaos. Den Fortgang der Baustelle von Anfang an hat Peter Knabben festgehalten. „An für sich ist es gut gelungen“, findet er.

CDU-Ratsherr Dieter Lambertz lobt die Baufirma und die Arbeiter. „Wenn Alt-Genings nun auch noch einen Investor findet, hat sich Anrath zum schönsten Ortskern der Stadt entwickelt“, sagt er.

Derzeit werden im weiteren Verlauf der Schottelstraße noch Versorgungsleitungen verlegt. „Wir hoffen, dass wir den Zeitplan einhalten und zu Ostern fertig sind“, sagte Bauleiter Gordon Scheel.

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