Travestie-Komödie: Ganze Kerle können schon laufen

Beim Ensemble der Travestie-Komödie muss nicht nur der Text sitzen. Die Rollen verlangen den Männern auch Tanzschritte ab.

Travestie-Komödie: Ganze Kerle können schon laufen
Foto: Lübke, Kurt (kul)

Neersen. Wusst’ ich’s doch! Schuhe sind immer ein großes Thema. Für Frauen sowieso. Das ist altbekannt. Immer mehr aber auch für Männer. Voraussetzung ist, dass es sich um Schuhe handelt, die aus dem Spann, Pardon, aus dem Rahmen fallen. Haben die Treter Stollen, sind bunt und tragen Namenszüge von Fußballerfrauen, schafft es das Schuh-Thema sogar an den Männerstammtisch.

Kicker machen’s möglich. Wenn Männer dann aber sogar auf Stöckelschuhen ihr Lauftraining absolvieren, ist ihnen jede ungeteilte Aufmerksamkeit sicher. Auf der Festspiel-Bühne in Neersen gehen gerade Kerle aufs Ganze und mit holprigen Schritten auf ihre Premiere zu. Es läuft gut, hörte man am Freitag aus dem Ensemble.

Die Frage nach Absatzhöhe und Durchschnittsschuhgröße für die „Ganzen Kerle“ löst spontane Heiterkeit in der gestrigen Pressekonferenz zu der ersten bald anstehenden Aufführung am Schloss aus.

Vor Kurzem sind die Stöckelschuhe für Sven Post, Stefan Gad, Kay Szacknys und Wolf-Guido Grasenick geliefert worden. Lackleder hoher, ganz hoher Absatz — Intendantin Astrid Jacob hat die formschönen Pumps der Seriengröße 43 zunächst persönlich übergestreift und musste feststellen: „Die Passform ist nichts für Frauen.“

Nun kann das Ensemble um Jan Bodinus, der ebenso heiter wie gelassen eine „Regie voller Mitleid zu führen scheint“, die nächsten Schritte tun, Text und Textiles von Kopf bis Fuß in Einklang zueinander bringen.

„Unsere Grundlage ist der Humor“, sagt Bodinus und betont im nächsten Atemzug, dass es sich bei dem Stück nicht etwa nur um Klamauk handele. „Es geht bei aller Komik um die Ernsthaftigkeit der Figuren.“

Unfreiwillig komisch dürften die Proben derzeit noch sein. Kerstin Bruhn, die für die Choreographie zuständig ist und sich selbst „perfektionistisch“ nennt, antwortete jedenfalls auf die Frage nach der Tanzleistung der Kerle in der Travestie-Komödie: „Die Figuren müssen die Not, die sie beim Tanzen haben, gar nicht spielen. Sie haben sie.“ Die angesprochenen Akteure quittieren die kesse Unverfrorenheit ihrer Trainerin mit Gelächter. Unperfekt zu sein, das wissen sie, ist schließlich Teil des Spiels, Gag-Garant einer Show, die mitreißen und rühren soll.

Am Montag steht den Männern der nächste Schritt zur Vervollkommnung auf der Neersener Showbühne bevor: An dem Tag hat Regisseur Bodinus einen Schminkkurs angesetzt. Beim Happy End der Premiere müssen bei den ganzen Kerlen nämlich nicht nur die Schuhe, sondern auf die Wimpern sitzen.

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