Tönisvorst: Patrick Vollmer sucht exotische Tiere

Patrick Vollmer aus Tönisvorst sucht exotische Tiere in Nordzypern. 1995 entdeckte der "Mann aus Alemania" eine bis dahin unbekannte Vogelspinnen-Art.

Tönisvorst. Auf Nordzypern ist Patrick Vollmer, Betreiber von "Jacques Wein-Depot" im Forstwald, eine lokale Berühmtheit: Man kennt den Tönisvorster und grüßt ihn freundlich. Er ist "der verrückte Deutsche, der hier nach Vogelspinnen suchte". Immerhin gibt es hier die größten in Europa.

1995 entdeckte der "Mann aus Alemania" eine bis dahin unbekannte Vogelspinnen-Art. Vollmer benannte sie nach einem seiner nordzypriotischen Freunde, Karlaman aus dem Dorf Lapta, in dessen Garten das männliche Tier entdeckt worden war. 1997 beschrieb er die "Chaetopelma karlamani" in der Fachliteratur und fand damit internationale Beachtung.

Seitdem genießt der gebürtige Krefelder die Wertschätzung von Behörden und Militärs auf der drittgrößten Insel des Mittelmeers. Mit hochrangigen Generälen speiste er als einer von wenigen Deutschen schon in Varoscha, der "toten Stadt", die von den Militärs zur verbotenen Zone erklärt wurde. Und vom Minister für Forst- und Landwirtschaft bekam er eine Ausfuhrgenehmigung für sämtliche Tiere und Pflanzen von Nordzypern. Bis auf Vogelspinnen aber machte er davon keinen Gebrauch.

Vollmer besorgte aber schon Leguane, Schlangen und Krokodile für den örtlichen Zoo in Famagusta. Die Tiere wurden ihm von Sammlern aus deren privaten Beständen überlassen - selbstverständlich streng nach den Vorschriften des Washingtoner Artenschutzabkommens.

Sein türkisch-zypriotischer Freund Hüseyn Yikilmaz, mit dem er seit zehn Jahren befreundet ist und der drei Jahrzehnte in Bremen lebte, betreibt den Zoo und wollte den zypernverrückten Vollmer dort sogar einstellen. Das aber scheiterte an den fehlenden Finanzen. Yikilmaz verdankt der Deutsche seine vielen guten Kontakte auf der Insel.

Vollmer ist gebürtiger Krefelder, ging zur Maria-Montessori-Schule, ist von Beruf Möbelschreiner und lernte später bei einem Weinhändler viel über das edle Getränk. Er betreibt das Weindepot im Forstwald jetzt selbstständig. Zuvor arbeitete er jahrelang als Hobbyforscher wissenschaftlich und machte sich dabei einen Namen.

Die Liebe zu Zypern ist gewachsen, seit Patrick Vollmer 1993 zum ersten Mal auf die Insel flog. Seitdem ist er jährlich dort, manchmal bis zu vier Mal. Ging die erste Reise noch in den griechischen Teil der geteilten Insel, so reist er seitdem ausschließlich in den türkischen.

Die Berichterstattung in den deutschen Medien befremdet ihn oftmals, vor allem wenn von der türkischen Besetzung der Insel die Rede ist. Da wird er temperamentvoll: "Als Griechenland im Sommer 1974 den Anschluss mit militärischer Gewalt versuchte, machte die Türkei von ihrem Recht Gebrauch."

Heute leben etwa 1,2 Millionen Menschen mit griechisch-orthodoxem Glauben und 220.000 Muslime auf Zypern. Die Grenze sei viel durchlässiger, als dies oft so dargestellt werde, betont Vollmer, der jetzt gemeinsam mit einem Krefelder Veranstalter für die Zeit vom 28. März bis 6. April 2010 zu einer zweiten Genuss-Studienreise nach Zypern einlädt. Die erste Reise im Mai 2008 dorthin war überaus erfolgreich.

Nicht nur kulturhistorisch und mit seinen natürlichen Schönheiten beeindrucke die Insel, betont Vollmer, auch die Küche könne sich sehen und schmecken lassen. Auf die Teilnehmer der Reise wartet also viel Erfreuliches.

Für Patrick Vollmer aber ist es mindestens ebenso wichtig, Vorurteile abzubauen und den Blick auf Nordzypern zu richten. Dort gebe es nämlich noch keinen Massentourismus. "Wer mit mir reist, erfährt in zehn Tagen, wofür er sonst zehn Jahre bräuchte", sagt der Zypern-Experte schmunzelnd.

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