Tönisvorst: Endlich Zeit fürs Private

Der ehemalige Bürgermeister malt jetzt Bilder und liest Leserbriefe von den Herrn Goleho.

Tönisvorst. Es ist die Zeit der Rück- und Ausblicke. So lange das alte Jahr sich mühsam seinem Ende entgegen schleppt, blicken wir nach hinten, ziehen Bilanz, fassen zusammen. Kaum ist das Neue angebrochen, schauen wir nach vorn. Was bringt das kommende Jahr? Welche Herausforderungen hält es bereit? Die Westdeutsche Zeitung versucht es mit einer besonderen Herausforderung für ihre Leser - nämlich mit einer Zeitreise. Stellen Sie sich vor, das gerade begonnene Jahr 2009 sei vorbei. Zeit, ein Resümee zu ziehen. Wir schreiben den 3. Januar 2010 und blicken mit zwei bekannten lokalen Persönlichkeiten zurück: Josef Heyes, Willicher Bürgermeister (wenn er denn die Wahl gewonnen hat) und sein früherer Tönisvorster Amtskollege Albert Schwarz, der bekanntlich nicht mehr angetreten ist und dieses Gespräch als entspannter Privatier führte.

Herr Schwarz, Sie sind im Ruhestand. Haben Sie den schon eifrig genossen? Schwarz lacht: "Ich hatte am 20. Oktober meinen letzten Arbeitstag. Seitdem habe ich eine tolle Zeit." Sogar die Übergabe des Amtes an seinen Nachfolger habe "toll geklappt", freut sich Schwarz. Und dann sein Privatleben: Ein paar Tage mit den Enkelkindern verbringen, montags zum Angeln gehen - klasse, schwelgt Schwarz.

Blicken wir zurück auf die Kommunalwahl. Hätte er wirklich gedacht, dass die so ausgeht? "Ach wissen Sie, das ist alles schon so weit weg." Dann wird er aber doch konkret: Es sei im Grunde alles gleich geblieben. Ausschlaggebend sei nur das Verhalten der Politik bei der Genehmigung des Burger-King-Lokals gewesen. Was er damit meint, behält Schwarz für sich.

Wie macht sich denn sein Nachfolger? Und: Wer ist das überhaupt? "Herr Goleho", formuliert der frühere Bürgermeister in Anspielung auf das sommerliche Kandidatentrio "Gossen-Leuchtenberg-Hoechtlen". Der Absprung sei gut gelungen, der Mann müsse sich aber noch ein wenig einarbeiten.

"Wie beurteilen Sie im Nachhinein die wirtschaftliche Situation in Deutschland?", will die WZ wissen. "Alle haben geglaubt, es geht steil nach unten. Und jetzt ist es so prima geworden." Der städtische Haushalt sei ausgeglichen, weil es Zahlungen gegeben habe. Durch die Konjunkturpakete sei Tönisvorst ganz weit nach vorn gekommen.

Eine Frage Richtung Konkurrenz: Wie fand er Lothar Vauth als Landratskandidat und als Prinz Karneval? "Er hat ’ne gute Figur abgegeben", bilanziert der Ex-Bürgermeister. "Er hat viele Orden und Aufnahmeformulare verteilt. Letztere sicher für die Karnevalsgesellschaft." Dass das gleichzeitig Werbung für die Kanzlei war - Schwarz zuckt mit den Schultern. Und auch politisch habe sich die Angelegenheit gelohnt. "Er hat nur knapp verloren, jetzt ist er Vize-Landrat". Und wo Schwarz schon mal über den Zaun sieht: "Besonders gefreut haben mich die 89 Prozent für meinen ehemaligen Amtskollegen Josef Heyes in Willich."

Themenwechsel zum Sport: Jetzt ist Hoffenheim ja doch nicht Deutscher Meister geworden. Wie kommen Sie denn mit dem neuen Titelträger klar? "Die Bayern schießen halt immer die Tore auf den letzten Drücker. Klar, dass ein kleiner Verein das auf Dauer nicht durchhalten kann." Es klingt ein Schuss Fatalismus in Schwarz’ Stimme. Aber er hat Hoffnung: "Hoffenheim ist ja jetzt schon wieder Herbstmeister. Vielleicht klappt es ja doch." Mit Blick auf die Gladbacher Borussia: Die sei nun mal eine Fahrstuhlmannschaft geworden. Es müssten künftig jüngere Trainer ran.

Zurück ins persönliche Umfeld. Was war sein Highlight im Jahr 2009. "Ich bin ja in die Künstlergruppe facette eingetreten, male jetzt Bilder und will diese auch zeigen." Natürlich träume er davon, ein Millionen-Gemälde zu schaffen. "Wer tut das nicht."

Nach vielen Jahren wollte er doch eigentlich 2009 seinen alten französischen Wagen abgeben. Was fährt er nun? Nein, das habe er sich noch mal überlegt. Nach fast 16 Jahre gehe das Auto noch durch den Tüv. Da brauche er noch kein Neues. "Was sollen denn die Tönisvorster von mir denken?"

Und die Pläne, sich einen neuen Hund zu kaufen, als Gefährten beim Walking? Wie hat er das umgesetzt? "Nein, das hat sich erledigt. Das hat meine Frau verboten. Wenn Sie das Lebensalter eines Hundes nehmen und zu unserem Alter addieren, kommen wir auf über 80. Das Walken funktioniert auch so."

Abschließend: "Man hört so überhaupt nichts mehr von Ihnen. Warum schreiben Sie nicht mal Leserbriefe?" "Davon halte ich nichts. Das soll Herr Goleho machen. Ich habe im Garten genug zu tun und habe nichts mehr zu sagen." Kann man ein Gespräch passender beenden?

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