Tönisvorst: Der Moderator geht heim

Mit einem Festakt und einem Zapfenstreich ist Bürgermeister Albert Schwarz verabschiedet worden.

Tönisvorst. Einer der ganz Großen geht. Und das bezieht sich logischerweise nicht nur auf seine Körpergröße.

15 Jahre lang war Albert Schwarz Bürgermeister der Stadt Tönisvorst. Der Rahmen, in dem er verabschiedet wurde, hatte schon etwas von einem Staatsakt. Hunderte Gäste waren ins Forum Corneliusfeld gekommen, wo sich vier Redner mit dem Wirken des Noch-Bürgermeisters auseinandersetzten.

"Du warst ein großartiger Bürgermeister", rief Schwarz’ Stellvertreterin Angelika Hamacher ihm zu und erntete tosenden Applaus. Zuvor hatte sie ihm die Sonnenseite des Pensionärs-Daseins so richtig schmackhaft gemacht. "Endlich Urlaub, endlich den Lokalteil der Zeitung lesen ohne die Verantwortung auf den Schultern zu tragen." Mit Blick auf die WZ meinte die Vize-Bürgermeisterin: "Da läuft ja auch jetzt eine ganz spannende Serie."

An die vielen "Querdenker" in der Stadt erinnerte die stellvertretende Landrätin Luise Fruhen und vermerkte, dass man es den Scheidenden nicht immer einfach gemacht habe. Immerhin: Albert Schwarz hatte es als Parteichef der CDU auf sechs Amtsjahre gebracht, das habe viele andere nicht geschafft.

Thomas Goßen, der ab Mittwoch neuer Bürgermeister der Stadt sein wird, erinnerte an eine andere Eigenschaft seines Vorgängers: "Seine Tür stand immer offen." Aber auch: "Da saßen wir zusammen und dieser Vulkan redete sich in Rage und ging dann selbst los, um eine Angelegenheit persönlich zu klären." An die ebenso legendären wie mysteriösen Andeutungen des Bürgermeisters erinnerte Horst von Brechan, der für den Stadtrat das Wort ergriffen hatte.

"Ich war der Moderator, aber ich bin nie der Macher gewesen", bilanzierte der viel Gelobte. Er habe zudem versucht, sein Ohr immer beim Volk zu haben. Was ihm sicherlich auch gelungen ist.

Natürlich, das dickste Dankeschön galt seiner Frau Gudrun. "Eigentlich sind wir nicht 40 Jahre verheiratet, sondern nur 20. Die anderen 20 Jahre hast du auf die Möbel aufgepasst." Er wolle ihr soviel wie möglich von der Zeit zurückgeben.

Musikalisch untermalt wurde der kleine Festakt von Christian Beckers (Trompete), der am Klavier von Kai Kuzina begleitet wurde, und Malte Golombeck am Marimbaphon. Beide sind Preisträger von "Jugend musiziert".

Der abschließende Große Zapfenstreich auf dem Rathausplatz vor recht großem Publikum glich dann in der Tat der Verabschiedung eines großen Staatsmannes. Das ging los beim Einzug von Spielmannszug, Musikverein, Schützen und Feuerwehr zu den Klängen des Marsches "Preußens Gloria". Und als der Musikzug am Ende das Deutschlandlied intonierte, da wirkte Albert Schwarz fast so wie einst Willy Brandt oder Helmut Kohl zum Mauerfall in Berlin.

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