Super-8-Filme: Neersen in den 60er Jahren

Mit seiner Kamera hat Willi Schaath Neersen in den 60er Jahren festgehalten. Gezeigt wurden die Aufnahmen im „No. 7“.

Neersen. „Als Neersen noch klein und schön war“, wäre ein passender Titel. Das einige der betagten Zuschauer, die im Jugendheim „No. 7“ Filme aus den 60er Jahren sahen. Aus gesundheitlichen Gründen konnte Willi Schaath (87), der die Streifen mit seiner Super-8-Kamera gedreht hatte, nicht dabei sein, und so fehlten auch seine Erläuterungen.

Aber Neersener Urgesteine konnten die meisten Personen auch ohne fremde Hilfe zuordnen. Sie sahen, wie die Virmondschule erbaut wurde und anschließend, wie die alten Schulgebäude am Minoritenplatz abgerissen wurden. Obwohl es damals noch keine „Grünen“ gab, wurde peinlich darauf geachtet, dass die alte Eiche stehen blieb — sie ist auch heute noch zu bewundern.

Die Neersener in festlicher Kleidung: Erstaunlich, wie feierlich es noch in den 60er Jahren bei der Fronleichnamsprozession zugegangen war, mit welcher Blumenpracht der Altar im Schlosspark geschmückt wurde. Ein Brauch, der längst nicht mehr besteht. „Was die Leute damals fromm waren“, scherzte ein Zuschauer.

Als in Neersen Käfer, Fiat 500 und Ford 17 M — genannt „Badewanne“ — gefahren wurden, fand ein Gemeindesportfest statt, das Willi Schaath filmte. „Es war früher üblich, dass es nach jedem Fußballspiel eine Schlägerei gab“, erinnerte sich ein Zeitzeuge. Johann Schmitz, wegen seiner Glatze „Schmitz Plät“ genannt, pfiff aber offenbar so gerecht, dass es keinen Grund zu körperlichen Auseinandersetzungen gab.

„Fußball hat mich nie interessiert — ich war in meinem ganzen Leben erst vier Mal auf einem Fußballplatz“, sagte Marianne Meiendresch und monierte, dass sich Neubürger über alles beschwerten: vom Schützen- über das Kinderfest bis hin zur Gastronomie in der Schlosspark-Orangerie.

Immer wieder tauchte in den Filmen auch Bernhard Hüsers auf, der frühere Neersener Bürgermeister und erste Stadtdirektor der Stadt Willich nach der kommunalen Neugliederung.

Konrad Kirchkamp aus Schiefbahn hatte ein Gebäude errichtet, dass die Zuschauer als hässlich empfanden: die evangelische Kirche. Sie erinnerten sich noch an die kleine evangelische Vorgängerkirche an der Hauptstraße, gegenüber dem Schloss-Parkplatz am Rothweg.

Welch feine Gesellschaft: Willi Schaath hatte eine Gruppe gefilmt, die zum Altenfest nach Niederkrüchten mit Bussen gebracht wurde. Am Schloss-Parkplatz stand noch die alte Hutfabrik, die 1953 den Standort verließ. Danach war dort bis zum Ende der 1980er-Jahre ein Schuhmarkt untergebracht.

Erstaunlich: Obwohl vom Ozonloch und den schädlichen UV-Strahlen noch nichts bekannt war, hatte eine ältere Dame bei strahlend schönem Wetter den Schirm aufgespannt. Bei der Heimkehr regnete es dann. „Wir haben viele alte Neersener gesehen“, freuten sich die Senioren nach der Filmvorführung.

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