Willich/Tönisvorst Stadtgeflüster: Von Folien und Fußwegen

Um pinke und blaue Strohballen geht es heute unter anderem im Stadtgeflüster. Außerdem gibt es so manch interessanten Weg.

Bunt geht es derzeit auf einigen Wiesen und Weiden am Niederrhein zu. Aufmerksamen Beobachtern wird schon aufgefallen sein, dass einige Strohballen mit bunter Silofolie umwickelt sind. Dahinter verbirgt sich aber kein Scherz, sondern ein ernstes Thema. „Die pinke Silofolie soll auf das Thema Brustkrebs aufmerksam machen, die blaue Folie steht für die Prostatakrebs-Forschung“, erklärt Michel Mulders vom Landhandel Pegels in Tönisvorst, der die bunten Folien im Angebot hat. „Viele machen sich erst Gedanken über eine Krankheit, wenn sie selbst oder eine bekannte Person davon betroffen sind. Wenn dann klar wird, wie wenig die Forschung in diesen Bereichen gefördert wird, sind alle erschrocken.“ So ging es auch den Mitarbeitern des Landhandels, die durch den Wickelfolien-Lieferanten „Trioplus“ auf die Aktion aufmerksam wurden. „Wenn keine Spendengelder da sind, kann auch nicht geforscht werden. Wir wollten deshalb dabei helfen, das Thema an die Landwirte heranzutragen, weil man mit diesem Zeichen in der Landschaft mehr Aufmerksamkeit auf die Forschung lenken kann“, so Mulders. „Dafür haben wir auch die Landfrauen mit ins Boot geholt. Sie verteilen Flyer, auf denen die Aktion erklärt wird.“

Willich/Tönisvorst: Stadtgeflüster: Von Folien und Fußwegen
Foto: Lübke

Das Konzept in Sachen Folie ist simpel: Beim Kauf einer Rolle gehen jeweils drei Euro an die Organisation, die hinter der passenden Farbe steht. Wird pinke Folie gekauft, geht das Geld an „Pink Ribbon Deutschland“, die sich für die Brustkrebsforschung einsetzen. Beim Kauf von blauer Folie wird die „Awareness Deutschland UG“ bei der Prostatakrebs-Forschung unterstützt. Schon im vergangenen Jahr gab es die bunte Folie im Pegels Landhandel. „In diesem Jahr machen wir aber viel Werbung dafür, nicht nur durch die Landfrauen“, flüstert Michel Mulders. „Viele Landwirte müssen immer noch auf wesentlich günstigere Folie zurückgreifen, was zum Beispiel auch an den niedrigen Milchpreisen liegt. Bisher nehmen aber geschätzt zwischen fünf und zehn Prozent der Landwirte, die ihre Silofolie bei uns kaufen, an der Aktion teil.“

Willich/Tönisvorst: Stadtgeflüster: Von Folien und Fußwegen
Foto: Werner Dohmen

War es Teil einer Schnipseljagd oder ein modifizierter Alkoholtest ohne Pusten? Erfahren wird es der Stadtflüsterer eher nicht. Aber schmunzeln musste er doch, als er die Linie mit der Aufgabe, über eben jene zu gehen, auf dem Verbindungsweg von der Krefelder Straße zur Dresdener Straße in St. Tönis sah. Einzig der Umstand, dass der Familienhund noch aufs Feld musste, hielt ihn vom Selbstversuch ab — der bestimmt auch ohne Hund gescheitert wäre.

Willich/Tönisvorst: Stadtgeflüster: Von Folien und Fußwegen
Foto: Guido Beckers

„Durch diese hohle Gasse muss er kommen“ — so heißt es schon in Friedrich Schillers Drama „Wilhelm Tell“. Ähnliche Gefühle beschlichen den Stadtflüsterer in der vergangenen Woche, als er den hohlwegartigen Fußweg von der Korschenbroicher Straße zum Schützenplatz in Willich wählte. Der ist wahrlich von bemerkenswerter Hässlichkeit. Ungepflegt, voller Müll. Auf jeden Fall kein Schmuckstück für die Stadt und die Gäste des größten Willicher Schützenfestes. Und der gute Tell, bekanntlich auch ein begeisterter Schütze, wäre den Weg sicher nicht zum Ziel gegangen.

Willich/Tönisvorst: Stadtgeflüster: Von Folien und Fußwegen
Foto: Kurt Lübke

Da staunte Siegfried Thomaßen, ehrenamtlicher Präsident der action medeor in Vorst: Auf dem Weg zu einem beruflichen Termin kam der Sparkassen-Vorstand kürzlich an der Zentrale des Hilfswerks vorbei — und erblickte davor gleich mehrere Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr. „Ob etwas passiert ist?“, fragte sich Thomaßen, konnte aber beruhigt werden: Ein Feuer war nicht ausgebrochen. Im Gegenteil: Der Löschzug Vorst kühlte das Dach des Medikamentenlagers mit Wasser. Darin darf es nämlich nicht zu warm werden, um die Medikamente nicht zu schädigen. Normalerweise schafft die Spezialbelüftung im Gebäude diese Aufgabe auch ohne Probleme, doch nach mehreren heißen Tagen und sehr warmen Nächten war die Temperatur allmählich angestiegen — weshalb die Ehrenamtler der Feuerwehr bei medeor für einen „kühlen Kopf“ sorgte. Den bewahrt auch Siggi Thomaßen: „Wenn die Sommer jetzt häufiger so heiß werden, müssen wir uns da etwas einfallen lassen und möglicherweise investieren.“

Im „Eis & Sahne Paradies“ am Markt 6 in Vorst stand in den vergangenen Tagen das Telefon nicht still. Die neue Party-Eisbox, die Alexander und Katharina Hoeps angeschafft haben, hat sich herumgesprochen. Als kaltes, süßes Highlight für Hochzeits-, Garten- oder Geburtstagsparty kann neuerdings die Box gebucht werden. „Das mit unseren Eistorten ist total explodiert“, erzählt Katharina Hoeps. Dann kamen nachfragen zu Eiswagen. „Da dachten wir zuerst noch an ein Fahrrad, aber dann haben wir den Vorschlag der Box umgesetzt.“ Drei Fünf-Liter-Behälter können mit Eis gefüllt werden. Je nach Größe der Kugel kommen um die 180 Kugeln zusammen. „Zurzeit kostet der strom-betriebene Eisspaß mit Zubehör (Hörnchen und Becher und Soße) pro Tag 159 Euro. Am nächsten Morgen muss die leere Box ins Paradies zurück.

Die Entwicklung des Neubaugebiets Vorst-Nord (Hecke) zieht sich schon einige Jahre hin. Was unter anderem auch an archäologischen Ausgrabungen lag, die für eine längere Verzögerung sorgten. Das vorbereitete Areal verwandelte sich in eine Wildnis. Doch diese wurde jetzt beseitigt: Die Fläche ist gerodet worden. Erste Anzeichen dafür, dass es dort irgendwann einmal weitergehen wird?

Vor einigen Wochen hat der Bürgerbusverein Willich sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. Seit 2007 fahren ehrenamtliche Fahrer durch Willich und befördern jährlich rund 16 000 Passagiere. Als Anerkennung lud der CDU-Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer die Ehrenamtler nun in die Hauptstadt ein. Gemeinsam mit Helfern des Willicher Arbeitskreises Fremde sowie geflüchteten Menschen empfing der Parlamentarier die Gruppe im Deutschen Bundestag. Die Besucher absolvierten während ihres Aufenthaltes ein volles Informations- und Besichtigungsprogramm. An historischen Schauplätzen ging es um die neuere deutsche Geschichte von der NS-Herrschaft über die DDR-Diktatur bis zu den Jahren des „Kalten Krieges“. Das Gespräch mit Uwe Schummer im Reichstag drehte sich aber auch um Verkehrsthemen wie den Ausbau der Autobahn A44, insbesondere im Abschnitt Münchheide.

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