Stadtgeflüster: Alte Uhr und Zirkusnummer

Ein glänzender Stern, ein maroder Zeitmesser, eine verdiente Ehrung und zwei tierische Freunde stehen heute im Mittelpunkt.

Willich/Tönisvorst. Sie sieht aus, als hätte sie die besten Tage hinter sich. Andere behaupten, sie sei schlicht flügellahm. Die Rede ist von der Turmuhr des Alten Rathauses in St. Tönis. Das Teil geht zwar noch richtig, sprich: Es zeigt die korrekte Zeit an. Allerdings haben die Ziffernblätter schwer gelitten. Zum Teil sind die Stunden abgefallen. Immerhin, so lange die Anzeige noch funktioniert, wissen die Ratsfrauen und -männer, was die Stunde geschlagen hat.

In der Stadt Willich soll es ja Leute geben, die Bürgermeister Josef Heyes nur auf dem Fahrrad kennen. Und gar nicht wissen, dass der Verwaltungschef auch einen schönen Dienstwagen nutzen kann. Ein brandneues Exemplar in Silber mit einem glänzenden Stern auf der Motorhaube ist ihm jetzt im Autohaus Xaver Schmid im Gewerbegebiet Münchheide von Geschäftsführer Thomas Schmid übergeben worden: Der geleaste Mercedes-Benz E 350 CDI „Blue Efficiency“ soll besonders wenig Kraftstoff verbrauchen.

Diese tierische Duo könnte glatt im Zirkus auftreten, vielleicht als „Die zwei Bremer“, Pardon, „Die zwei Tönisvorster Stadtmusikanten“: Nola auf Molly. Nola ist der acht Monate alte Hund der Tönisvorster Reittherapeutin Walburga Engel. Molly ist ihr Therapiepferd. Die beiden Tiere verstehen sich offenbar so gut wie einst die Bremer Stadtmusikanten. Ohne Mühe springt Vierbeiner Nola jedenfalls auf den breiten Rücken des Hafflingers und lässt sich ein Stück des Weges bringen. Mal sehen, wann sich Circus Krone, Roncalli oder Renz im Graverdyck melden.

Das war überhaupt nicht gut angekommen bei Victor. Sie erinnern sich, das ist der große Unbekannte, der ungefähr jeden Online-Artikel aus Willich/Tönisvorst kommentiert. Da hatte der Stadtflüsterer doch dazu aufgerufen, eine Gruppe zu gründen der Marke „Wer-kennt-Victor.de“. Der Betroffene hat darauf eher verschnupft reagiert. Der Flüsterer kann das verstehen und reicht ihm ein virtuelles Taschentuch.

Das ist eine richtig lange Zeit: Seit 55 Jahren ist Josef Trippen aus St. Tönis bei der Prinzengarde. Stellen Sie sich das mal vor. Als er eintrat, hatte die Sowjetunion gerade den Satelliten Sputnik in den Orbit geschossen und so die amerikanische Konkurrenz in tiefe Depression gestürzt. Doch zurück nach St. Tönis: Beim kürzlichen Uniformapell der Prinzengarde gab’s für Josef Trippen die entsprechende Auszeichnung. Er erhielt eine Ehrenurkunde und seine Ehefrau Christel einen Blumenstrauß. Trippen ist zudem Schneider der Garde.

Da hatte die WZ doch letzte Woche berichtet, dass sich der St. Martin von der Hauptschule Kirchenfeld verabschieden müsse. Weil die bekanntlich schließt. Diese Info war das, was Journalisten einen Schnellschuss nennen. Die Schulleitung hatte das weitergegeben, das Martinskomitee St. Tönis wusste aber noch nichts davon. Man redete miteinander und dabei stellte sich heraus: St. Martin macht doch noch ein Jahr länger gemeinsame Sache mit der Hauptschule. Das bestätigte vergangene Woche der Vorsitzende des Martinskomitees, Jürgen Kuhlenschmidt.

Wir bleiben noch einen kurzen Moment bei dem heiligen Samariter. Die Schüler hatten in St. Tönis mehr als 2300 Weckmänner an Senioren und 300 an kleine Kinder verteilt. Sie waren dazu teilweise lange in den einzelnen Bezirken unterwegs. Dafür hat ihnen eine St. Töniserin folgendes Dankesgedicht geschrieben: St. Martin ist ein guter Mann, der Senioren gut leiden kann, denn er war schon wieder da, mit Weckmann, wie jedes Jahr. Es danken herzlich die Senioren, die er, wie immer, auserkoren. Wenn auch nur mit ein paar Sätzen, der Einsatz hier ist hoch zu schätzen! Ob es nächstes Jahr geht weiter? „Ich freu’ mich drauf“, sagt Christel Geiter.

Friedel Kluth vom Bürgerverein Anrath ist ein ausgewiesener Fachmann in Sachen Anrötsch Platt. Mundart geht ihm leicht über die Lippen. Den Hinweis auf seinen Mundartkreis hat die Redaktion der Fernsehsendung ARD-Buffet im Internet entdeckt und sich bei Kluth gemeldet. Die Fernsehmacher wollen ihn in ein Rätsel des Sendung einbinden, bei dem es darum geht, einen Begriff aus Dialekt oder Mundart ins Hochdeutsche zu übersetzten. Noch war das ARD-Buffet-Kamerateam aber nicht vor Ort. Die Redaktion möchte drei Mundart sprechende Menschen vor der Kamera. Friedel Kluth ist gesetzt, er sucht aber noch weitere Freiwillige für den Dreh. Daran wird’s doch nicht scheitern, oder?

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