St. Tönis: Tomaten - Königin aus dem Karton

Beim Anbau von Tomaten setzen die Brüder Knodt im Gewächshaus viele Krabbeltiere ein.

St. Tönis. Der Pappkarton, den Markus Knodt in den Händen hält, sieht wie ein ganz gewöhnlicher Schuhkarton aus, wären da nicht die düsende Hummel in gelb-schwarz und der Schriftzug "Biobet Biological Systems" aufgedruckt. Vorsichtig hebt der junge Mann den Deckel hoch und gibt damit den Blick frei auf eine Plastikabsperrung, unter der eine Art weißes Fliesmaterial liegt. Ein wildes Summen und Brummen ist zu hören, Hummeln über Hummeln krabbeln dort herum.

"Hier im Karton befindet sich ein Hummelvolk mit Königin. Es handelt sich dabei um schätzungsweise 100 Tiere. Das sind unsere Helfer in Sachen Bestäubung", erklärt Markus Knodt und trägt den Karton, nachdem er ihn wieder geschlossen hat, in die riesigen Tomatentreibhäuser seines Bruders Carsten Knodt am Unterschelthof 7b in St. Tönis hinein.

Zwischen den Pflanzen stehen schon mehrere der Kartons. An einer eigens ausgesuchten Stelle platziert er den Karton und öffnet das blaue Ausflugsloch mittels Schieber. Es dauert nicht lange und die erste Hummel findet den Weg nach draußen. Kurze Orientierung, dann geht es in Richtung Pflanzenspitze, wo die Blüten sitzen. Die Hummel ist auf Nahrungssuche und bestäubt dabei gleichzeitig die Tomatenpflanzen.

Im Anbaubetrieb Knodt wird allerdings nicht nur in Sachen Bestäubung auf Insekten gesetzt. Auch bei der Schädlingsbekämpfung gegen die Weiße Fliege, Spinnmilben und Raupen sind kleine biologische Helfer im Einsatz. Dazu gehören unter anderem Schlupfwespen und Raubwanzen. "Macrolophus caliginosus heißt so die Raubwanze, die die Larven und Eier der weißen Fliege an- und auffrisst. Auch Spinnmilben und kleine Raupenlarven werden von den Wanzen verspeist", erklärt Markus Knodt und deutet auf eine kleine Plastikflasche.

In einer Art Schüttung krabbeln 250 zwei bis drei Millimeter große Raubwanzen herum. "Wir bringen pro Quadratmeter 0,5 Tiere aus. Ende August/Anfang September sind es dann auf jeder Pflanze rund zwölf Stück, die gegen den Schädlingsbefall angehen", informiert der stellvertretende Betriebsleiter. Bei den Schlupfwespen handelt es sich um die Sorten Encarsia fomosa und Eretmocerus eremicus.

Deren winzig kleine Eier in gelb und schwarz kleben auf einer runden Scheibe innerhalb eines Kartondeckels, der wiederum in die Tomatenpflanzen gehängt wird. Die kleinen Eier brechen auf, die Schale bleibt kleben und die Wespen schlüpfen aus. Während die eine Sorte die Larven der weißen Fliege isst, legt die andere Sorte ihre eigenen Eier in die Fliegenlarven und dezimiert sie auf diesem Weg.

Ort Am Unterschelthof 7b in St. Tönis betreibt die Familie Knodt seit 1991 Tomatenanbau.

Fläche Auf einer Fläche von 39 000 Quadratmeter stehen rund 130 000 Tomatenpflanzen.

Erntezeit Geerntet wird außer von November bis Ende Februar das ganze Jahr über.

Energie Noch bis vor sechs Jahren wurde zwölf Monate lang geerntet. Aufgrund der gestiegenen Energiepreise macht dies aber keinen Sinn mehr.

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