St. Tönis: „Man muss Mut machen“

Die St. Töniser wollen nicht an Schwarzmalerei glauben. Die Krise kriegen sie nur am nicht geräumten Eis.

St. Tönis. Sie hat das Zeug zum ersten Unwort des Jahres - die Krise. Ist die Krise angekommen in St.Tönis? Ergreifen die Menschen irgendwelche Maßnahmen, um ihr im neuen Jahr zu entgehen? Das wollte die Rollende Redaktion im Schneematsch der Hochstraße wissen.

"Es ist unmöglich, dass hier nirgendwo gestreut ist", schimpft eine ältere Dame am WZ-Bus. "Gucken Sie hier hin, der Markt, die Fußgängerzone, die Stadt tut nichts - da krieg’ ich die Krise dran."

"Ich bin glücklich und zufrieden, weit und breit keine Krise in Sicht", strahlt dagegen Hermann Wiesen. Dann wird er ernst. "Es läuft aber auch völlig verkehrt. Man muss doch den Leuten Mut machen." Das, was im Augenblick ablaufe, sei, als ob ein Geschäftsmann vor seinem Laden stehe und die Kunden vertreibe.

"Ich kann’s nicht mehr hören mit der Krise", sagt Heidi Lambeck. Die Medien sollten doch mal was Positives berichten, findet die St. Töniserin. Ihrer Meinung nach betreffe die Krise vornehmlich die Leute, die Geld haben. "Wer keins hat, kann auch keins verlieren." Allerdings könne die Krise die ohnehin schon große Arbeitsplatzunsicherheit noch verschärfen.

"Diese Schlechtrederei, die negative Stimmung, das finde ich ganz schlimm", sagt der Werbering-Vorsitzende Stefan Robben. "Jammern hilft gar nichts." Beim Einzelhandel in St. Tönis jedenfalls erlebe er keine Krise. "Vielleicht trifft es bestimmte Sparten wie die Automobil-Industrie, aber für uns hier kann von Krise keine Rede sein."

"Krise? Ich krieg’ keine Krise, die kann haben wer will", sagt Luzie Hermann und strahlt.

"Die Krise hatte ich neulich beim Zeitunglesen - da sind doch die Diäten der Politiker schon wieder erhöht worden", sagt Joachim Zühlke. "Und mit diesen Politikern kommen wir nie mehr aus der Krise. Da müssten wir welche haben, die Ahnung haben. Wenigstens von irgendwas."

"Krise? Ja, die haben wir schon", meint Gertrud Thieme. Für sie ist die Regierung daran schuld. "Und das Volk, denn das lässt sich zu viel auf dem Kopf herumtanzen."

"Die Krise ist etwas Hausgemachtes", sagt Elli Hoffmann. "Wir müssen den Handel am Laufen halten, dann gibt es auch keine Krise." Sie ist mit Einkaufstüten voll bepackt. "An mir liegt es also bestimmt nicht."

Josefine Zöhren hat es auch mit dem Eis. "Ich finde es sehr traurig, dass so viele die Bürgersteige nicht sauber machen", sagt sie. Sie habe früher selbst ein großes Haus in Krefeld gehabt und immer gestreut.

Den schönsten Grund, keine Krise zu kriegen, verrät Natalie Wester am WZ-Bus: "Ich bin frisch verliebt", strahlt die 20-Jährige.

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