Schülerfotos auf Lehrer-PC: St. Bernhard holt sich Rat von Experten

Auf dem Rechner eines ehemaligen Lehrers waren Schülerfotos entdeckt worden. Das Gymnasium hat Professor Christian Pfeiffer gebeten, bei der Aufarbeitung des Falls zu helfen. Der rät zur besseren Kommunikation.

Professor Christian Pfeiffer, Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts, rät dazu, die Kommunikationsstruktur am St. Bernhard-Gymnasiums zu verbessern. Schüler sollten genau wissen, an wen sie sich wenden können, wenn es um Cybermobbing geht.

Professor Christian Pfeiffer, Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts, rät dazu, die Kommunikationsstruktur am St. Bernhard-Gymnasiums zu verbessern. Schüler sollten genau wissen, an wen sie sich wenden können, wenn es um Cybermobbing geht.

Foto: dpa

Schiefbahn. Schülerfotos auf dem Rechner des Sportlehrers, eine Handy-Sequenz aus der Mädchen-Umkleidekabine — das St. Bernhard Gymnasium war in die Schlagzeilen geraten (siehe Kasten). Die Malteser als Schulträger reagierten prompt und engagierten zur Aufarbeitung Professor Christian Pfeiffer. Der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen hat vor Ort Informationen gesammelt, Bilanz gezogen und Maßnahmen angeregt.

Alfred Weßler ist seit 1984 Beratungslehrer am St. Bernhard.

Alfred Weßler ist seit 1984 Beratungslehrer am St. Bernhard.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Was ihm aufgefallen war: „Die Kommunikationsstruktur an dieser Schule muss verbessert werden.“ Er schlug das „schwedische Modell“ vor: Demnach sollen an der Schule eine entsprechend ausgebildete Lehrerin und ein Lehrer als Ansprechpartner für Cybermobbing zur Verfügung stehen.

Wer sich nicht traut, diese Personen anzusprechen, soll die Möglichkeit erhalten, Infos in einen speziell dafür vorgesehenen Briefkasten einzuwerfen. Wichtig: Jede Schülerin und jeder Schüler muss wissen, an wen er sich wenden kann.

Darüber hinaus wird Professor Pfeiffer am St. Bernhard Gymnasium voraussichtlich in der zweiten Septemberhälfte eine Schülerbefragung durchführen. Dazu hat sein Institut zwei Fragebögen entwickelt: Einen für Kids ab der 6. Klasse, einen weiteren für die 14- bis 17-Jährige. Abgefragt werden soll unter anderem, ob Cybermobbing für die zu Befragenden bereits ein Thema gewesen ist.

Patrick Hofmacher, Geschäftsführer der Malteserwerke, zeigte sich gegenüber der WZ zuversichtlich: „Ich bin sehr zufrieden und sehr ermutigt, die weiteren Schritte zu gehen.“

Einige Eltern kritisierte die Vorgehensweise der Schule in der Vergangenheit als zu zögerlich. Professor Pfeiffer nahm das Gymnasium in Schutz: „Diese Themen werden von kaum einer Schule offensiv angegangen, bevor es einen konkreten Fall gegeben hat.“ Überhaupt sparte er nicht mit Lob. „Das ist eine gute Schule, die mit einem belastenden Vorgang vielleicht nicht optimal umgegangen ist, die aber Kraft und Potenzial hat.“

Der wichtigste Präventionsansatz aus Sicht des erfahrenen Kriminologen: „Die Täter müssen wissen, dass das Risiko, erwischt zu werden, hoch ist.“ Alfred Weßler, Beratungslehrer am St. Bernhard Gymnasium seit 1984, erklärte Folgendes: „Es gibt keine Klasse, in der kein Mobbing vorkommt.“ Hofmacher versprach den Eltern: „Sie werden sehen, es wird sich hier etwas verändern.“

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