Hilfswerk „Matchbox“ Schiefbahnerin hilft in Südafrika

Verena Grips ist Mitgründerin des Hilfswerks „Matchbox“, das den Aufbau von Kitas in Townships unterstützt.

Hilfswerk „Matchbox“: Schiefbahnerin hilft in Südafrika
Foto: privat

Willich/Kapstadt. Seit rund 30 Jahren setzen sich Hans Grips und Marliese Grips-Selders für Menschen in Zogoree (Burkina Faso) ein. Auch ihre Tochter Cornelia kümmert sich um die Projekte in dem afrikanischen Land. Doch das Engagement der Familie hat längst auch das südliche Ende des Kontinents erreicht: In Südafrika arbeitet Verena Grips, eine weitere Tochter des Hauses, als Architektin an sozialen Aufbau-Projekten. 2010 war sie Mitgründerin der Organisation „Matchbox“. „Mit Hilfe von vielen privaten Unterstützern, vor allem aus dem Raum Willich, fördern wir benachteiligte Kinder in südafrikanischen Townships durch den Aufbau ihrer Kitas“, erläuterte sie.

Allein im südafrikanischen Township Mfuleni leben etwa 50 000 Menschen unter schwierigsten Lebensbedingungen und der damit verbundenen Aussichtslosigkeit, Frustration, Kriminalität. Sie zählen zur unteren Sozialschicht und leiden unter einem extrem schlechten Bildungssystem und hoher Arbeitslosigkeit. Fehlende Perspektiven führen zu gesellschaftlicher Instabilität und allgemeiner Depression. Gerade die Kinder sind betroffen.

„Es mangelt an Ressourcen und Möglichkeiten. Nicht aber mangelt es an Ideen, Lebensmut und subtilem Kampfgeist“, betont Verena Grips. Trotz der enormen Missstände brächten viele Menschen in den Townships große Kraft auf, um sich für ihre Familien, die Gemeinschaft oder eben für diese Kinder einzusetzen.

Mavis Ngcongolo sei eine von ihnen. Um den Kindern ihrer Umgebung eine bessere Kindheit zu ermöglichen, habe sie etwa 90 Kinder tagsüber in ihre eigene notdürftige Behausung aufgenommen. Obwohl es an Koch- und Wascheinrichtungen, wetterfesten Räumlichkeiten sowie genügend Außenraum mangele, sei es Mavis gelungen, neben regelmäßigen Mahlzeiten, Spielzeug und kindgerechtem Spielraum, eine liebevolle Atmosphäre zu schaffen. Die Kita heißt auf Xhosa „Injongo“ — Lebenssinn.

Um die Lebens- und Lernumstände der Kinder in den Townships zu verbessern, wurde „Matchbox“ von einem internationalen Freundeskreis gegründet. Heute ist die Organisation in Kapstadt (Südafrika) und in Schiefbahn-Unterbruch als Verein angemeldet.

„Durch den Ausbau von inoffiziellen Kitas und dem Empowerment der Betreuerinnen und Eltern unterstützt der Verein die Stabilisierung des sozialen Umfeldes der Kinder“, sagt Verena Grips. Die Mitgründerin ist als Projekt-Managerin für die nachhaltige Planung sowie den partizipatorischen Ausbau der Kitas zuständig.

Grips entwickelt nachhaltige Entwicklungskonzepte für die Kitas im engen Kontakt mit den Betreuerinnen, Eltern und der Nachbarschaft. Sie sind an allen Entscheidungen und dem Einsatz der Container beteiligt, was eine starke Bindung mit dem Projekt erzeugt.

Die Schiefbahnerin hat ein Team von ehemals arbeitslosen jungen Männern zusammengestellt, das ausrangierte Schiffscontainer ausbaut. Diese werden dann zu den jeweiligen Kitas gefahren, eingesetzt, angeschlossen und gemeinsam mit den Nutzern kreativ gestaltet. Sie bieten Wohlfühlräume oder Koch- und Sanitäranlagen. Überdachter Außenraum erweitert die Nutzflächen und erlaubt zukünftige Erweiterung — auch in Eigenregie. „Die neuen Räume werden vielfältig genutzt und bieten unter anderem weitere Einnahmequellen, etwa als Suppenküche, Bäckerei oder als Nähwerkstätten an Wochenenden“, erläutert die Architektin.

Parallel dazu nehmen Betreuerinnen sowie die Eltern aktiv teil am Weiterbildungs- Angebot lokaler Partner-Organisationen. „Matchbox“ lädt zum Beispiel zu öffentlichen Gesundheits- Workshops ein, in denen aktuelle Fragen bearbeitet werden wie zum Beispiel Diabetes, Tuberkulose, HIV, aber auch Kindererziehung und Traumabewältigung.

Private Spender aus aller Welt haben bisher die Aufwertung von fünf Kitas im Township Mfuleni ermöglicht. Etwa 800 Kinder und ihre Familien sowie 30 Betreuerinnen profitieren mittlerweile von den Verbesserungen.

Um über die Arbeit von „Matchbox“ in Südafrika zu informieren, den hiesigen Sponsoren zu danken und um weitere Unterstützung zu bitten, wird es am 5./6. März eine Ausstellung in Düsseldorf geben. Gezeigt werden Bilder des Fotografen und Kameramanns Phillip Mall aus Hamburg.

Mall hat über viele Wochen die Tätigkeiten in Bildern dokumentiert und gemeinsam mit Regisseur Ben Dehn einen Kurzfilm produziert. Daneben stellt „Matchbox“ die Bilder von zehn Jugendlichen aus dem Township aus, die einem Foto-Workshop zum Thema „Home“ entsprungen sind.

Für die Ausstellungseröffnung hat Willichs Bürgermeister Josef Heyes übrigens ein Grußwort geschrieben. „Wir sehen die Nöte und die Härten, die die Menschen zu ertragen haben. Wir sehen die Lebensfreude und die Wissbegierde der Kinder“, heißt es darin.

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