Schiefbahn: Ein rollendes Wohnzimmer

Omnibus Eletroniks aus Schiefbahn stattet seit 15 Jahren Busse mit elektronischem Gerät aus.

Schiefbahn. "Wir kommen so nicht mehr weiter", sagt Christian Ziche und schaut fröhlich aus seinem Fenster auf den großen Hof, auf dem ein Omnibus steht. Das Lager platzt aus allen Nähten, in der Halle gibt es nur einen Bus-Stellplatz. Jetzt baut der Geschäftsführer von Omnibus Elektroniks & Service GmbH sein eigenes Verwaltungsgebäude samt Lagerbereich und neuer Halle im Stahlwerk Becker, um der starken Nachfrage zu entsprechen. "Es heißt immer, man soll in der Rezession investieren", sagt der 46-Jährige zufrieden. "Das machen wir gerade. Und bis jetzt sind wir von der Krise verschont geblieben."

Denn seine Firma fährt zweigleisig: Einerseits rüstet sie Neufahrzeuge mit elektronischen Apparaturen wie Navigationssystemen aus und veredelt ganze Busse, zweitens repariert sie ältere Fahrzeuge von Busunternehmen. Als weiterer Stützpfeiler wird am Freitag ein Online-Shop mit elektronischen Ersatzteilen an den Start gehen.

Busbauer und Reisebusunternehmer zählen zu den Kunden von Omnibus Elektroniks. Die Auftragsliste kann sich sehen lassen. Bis zu 80 Busunternehmen lassen jährlich ihre Elektronik in Willich erweitern. Zwei Tage dauert das. Auch den Mannschaftsbus des FC St. Pauli hat die Firma mit Audio-Video-Geräten ausgestattet, Werder Bremen hat seinen ganzen Bus dort über mehrere Wochen von innen generalüberholen lassen.

"Wir bearbeiten zunehmend VIP-Fahrzeuge", sagt Christian Ziche. Wie so etwas aussehen kann? "Ganz unterschiedlich. Ein Kunde hat jetzt bei uns einen Bus mit Edelholzboden, Wurzelholzapplikationen, Clubsesseln, Küchenzeile und Sternenhimmel in Auftrag gegeben. Im Grunde geht alles, was Sie sich für Geld vorstellen können." Spezialaufträge dieser Art erfüllen bundesweit nur wenige Unternehmen.

350000 bis 400000 Euro kostetet ein neuer Omnibus - je nach Grundausstattung. Die aufwändige Veredelung schlägt mit bis zu 200000 Euro zu Buche. "Das ist zwar nicht preiswert, aber so setzt sich ein Busunternehmer von der Masse der Mitbewerber ab." Er schickt hinterher: "Früher wurden die Leute gekarrt, heute sitzen sie in den Bussen bequemer als in jedem Flugzeug."

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland hatte im November letzten Jahres einen "Bibelbus" bestellt, der nun abfahrbereit auf dem Hof steht. Vier Monate lang wurden erst die Sitze entfernt, die Decken lackiert, die Lampen neu eingebaut, ebenso Bildschirme eingebaut und ganze Möbel. Dafür hat das Willicher Unternehmen ein Netzwerk mit anderen Partnern aufgebaut, die die Polster auffüllen, Schreiner- oder Malerarbeiten machen. Bald fährt der Bus als rollendes Klassenzimmer durch Deutschland.

"Wir sind Nischenanbieter. Seit 15 Jahren", sagt Ziche. Es ist ein ganz spezieller Markt. 1994, als gerade die erste elektronischen Accessoires auf den Markt kamen, gründete er die Firma. Mittlerweile beschäftigt er neun Leute, hat drei Auszubildende durchgeschleust und behalten. "Ich versuche, alle Leute, die bei mir arbeiten, auch zu halten - die haben fast eine Arbeitsplatzgarantie", sagt Ziche. Dafür müssen sie aber auch in Zeiten starker Nachfrage kräftig mitanpacken und sich nach Ziches Leitspruch "Wir leben den Bus" richten, um der Kundschaft gerecht zu werden.

"Anfangs hatten wir oben im Haus nur zwei Büros", sagt Christian Ziche. 2005 weitete sich das Unternehmen auf das gesamte Gebäude mit Halleaus. Bald wird es im Gewerbepark Stahlwerk Becker einGelände von 2300 Quadratmetern in Beschlag nehmen.

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