Schiefbahn: Ein Café war ihr Traum

Helga Warminski leitete früher eine Klinik. Heute serviert sie Kaffee mit Kultur.

Schiefbahn. „Mit 17 hat man noch Träume“, heißt ein Evergreen von Udo Jürgens. Helga Warminski hat ihren Traum lange mit sich herumgetragen und ihn sich erst mit 53 Jahren erfüllt: Die heute 59-jährige Ur-Schiefbahnerin eröffnete im Dezember 2003 auf der Hochstraße das KaffeeArt. Sie wollte ihren Heimatort um ein Café und Kultur bereichern und ist mit dem Erreichten mehr als zufrieden.

Über sich selbst erzählt sie weder gern noch viel. Fest steht aber, dass sie 1951 als Helga Schmitz im früheren Schiefbahner Krankenhaus das Licht der Welt erblickte. Sie besuchte die Hubertusschule, absolvierte eine kaufmännische Ausbildung, bekam schon sehr früh eine Tochter. Auf dem zweiten Bildungsweg sollte sie dann so richtig durchstarten: Helga Warminski studierte Betriebswirtschaftslehre, leitete zuletzt eine Klinik.

„Eine Handvoll Leute wusste davon, dass ich mich beruflich verändern wollte“, erzählt die Geschäftsfrau. Was sie an der neuen Herausforderung so sehr reizte: „Der Kontakt mit Menschen — früher war ich vor allem ein Zahlenmensch.“ Von Anfang an stand für sie fest, dass es neben einem großen Frühstücksangebot, Kaffee und hausgebackenem Kuchen sowie kleinen Mittagsspeisen wie Röstis mit Lachs auch Kultur geben würde.

Als erstes erwarb sie das ungewöhnlich schmale Gebäude an der Hochstraße 38. Das Café richtete sie über drei Etagen ein. Kleinere Gesellschaften treffen sich am liebsten im Kaminzimmer in der ersten Etage. In der zweiten Etage finden immer wieder Ausstellungen statt — in den vergangenen sechs Jahren werden es um die 50 gewesen sein. Und einmal pro Monat steht eine Abendveranstaltung auf dem Programm.

Das Organisieren macht Helga Warminski Spaß. Der Plan für 2011 steht bereits. Längst muss sie nicht mehr um Künstler werben: „Ich bekomme mehr und mehr Anfragen von Künstlerinnen und Künstlern, die bei mir ihre Bilder ausstellen oder im KaffeeArt auftreten möchten“, sagt die 59-Jährige. Sie findet es praktisch, dass sie eine Mindestdosis Kultur abbekommt, ohne irgendwo hinfahren zu müssen. Und sie weiß, dass auch das Publikum es zu schätzen weiß, dass in Schiefbahn ein weiteres kulturelles Angebot geschaffen wurde.

Helga Warminski schwärmt von „ihrem Publikum“: „Es ist so, wie ich es mir immer gewünscht habe.“ Was sie ebenfalls ganz toll findet: „Ins KaffeeArt kommen junge Mädels, aber auch Senioren mit ihren Rollatoren — diese Mischung finde ich richtig gut.“ Auch wenn in wenigen Monaten der „runde Geburtstag“ ansteht: Ans Aufhören hat Helga Warminski noch nie ernsthaft gedacht. Ihr Plan: „Ich führe das Café, so lange ich kann.“

Ist sie so, wie es läuft, wunschlos glücklich? Nicht so ganz: „Im Sommer schwächelt das Geschäft, weil mein Außenbereich leider viel zu klein ist.“ Und so unterschiedlich die Aufgaben in einem Krankenhaus und in einem Café auch sein mögen, ein Problem ist Helga Warminski geblieben: Der Job lässt der Frau, die in Alt-Willich wohnt, nur wenig Freizeit. Dabei hätte sie Lust, auch selbst mal zu Pinsel und Farbe zu greifen.

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