Sauerkraut — alles andere als Kappes

Im Heimatmuseum Schiefbahn kam Selbstgemachtes auf dem Tisch.

Schiefbahn. Sauerkraut ist das wohl bekannteste deutsche Gericht. Nicht umsonst wurden die deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg von ihren Gegnern „Krauts“ genannt. Doch wer stellt das traditionsreiche Gericht heutzutage noch von Hand her?

Der Schiefbahner Heimatverein lud zum Sauerkraut-Essen in sein Museum „Kamps Pitter“. Dabei wurde nur selbstgemachtes Kraut serviert.

Noch bevor es losging, freuten sich die Vereinsmitglieder über die gute Resonanz: „Die Ersten sind schon seit 11.15 Uhr da“, sagte Schriftführerin Mara Ring. Horst Krause war einer von ihnen. Er freute sich über das altbekannte Gericht: „Heutzutage wird doch nur in der Pommesbude gegessen“. „Sauerkraut ist viel gesünder“, warf eine andere Besucherin ein.

Ursula Scheiff aus Anrath schmeckte das Sauerkraut besser als das Fertigprodukt aus dem Supermarkt: „Das ist gar kein Vergleich.“ Auch ihre Mutter, Jahrgang 1910, habe früher oft Sauerkraut mit weißen Bohnen gekocht.

Gegen 13 Uhr wurden die Plätze knapp. „Jetzt wird’s voll“, kommentierte Gerd Wynands vom Heimatverein. Damit noch alle einen Sitzplatz bekommen, wurde kurzerhand die Ausstellung umfunktioniert: Wer wollte, konnte im historischen Wohnzimmer speisen.

Gisela Gaulker (72) erinnerte sich noch daran, dass ihre Großmutter das Sauerkraut mit den Füßen gestampft hat. Damals wurden in ihrer Familie auch Ziegen, Hasen und Hühner geschlachtet. Die Möglichkeit, sich im Supermarkt einzudecken, gab es noch nicht. „Selbst gemachtes Sauerkraut schmeckt nicht nur besser, es produziert auch keinen Abfall“, sagte sie.

Umgeben von Zeugnissen aus alter Zeit redeten viele Gäste auf Plattdeutsch miteinander. „Schade, dass das heutzutage nicht mehr gesprochen wird“, sagte eine von ihnen. Die regelmäßigen Treffen im Heimatmuseum seien dazu aber eine gute Gelegenheit.

Zurück zum Sauerkraut. Die Vorbereitungen starteten bereits im Oktober. Damals mussten im ersten Schritt einige Weißkohlköpfe fein gehobelt und anschließend in Steintöpfen eingemacht werden, um bis zuletzt zu gären. Dabei konnten viele Mitglieder ihre Fertigkeiten einbringen. „Einer kann zum Beispiel besonders gut konservieren“, sagte Mara Ring.

Gekocht wurde im Hubertusstift: „Das sind zu große Mengen für uns“, so Ring.

Der nächste „Kappessonntag“ zur Herstellung des Sauerkrauts ist bereits geplant und soll am 13. Oktober stattfinden.

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