Saal Krücken wird offen bleiben

Pächter Horst Neven entscheidet nächste Woche, ob er aufhört. Die Stadt garantiert, dass es auf jeden Fall dort weitergeht.

Saal Krücken wird offen bleiben
Foto: CDU Willich

Willich. Wissen Sie, was ein Déjà-vu ist? So bezeichnet man das Gefühl, eine neue Situation schon einmal exakt so erlebt zu haben. Der Autor dieser Zeilen hatte dieses Gefühl am Dienstag um 16.58 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt traf eine E-Mail in der Redaktion ein. Überschrift: „CDU-Fraktion fordert Erhalt des Saals Krücken in Alt-Willich.“

Im Dezember 2015 hatte es ganz ähnliche Forderungen und ganz ähnliche Überschriften gegeben. Damals wurde bekannt, dass das traditionsreiche Lokal zum zweiten Mal vor der Zwangsversteigerung steht. Diese konnte im Januar 2016 jedoch abgewendet werden — die Stadt selbst kaufte den letzten Veranstaltungssaal, den es in Alt-Willich noch gibt.

Pächter des Lokals ist der 75-jährige Horst Neven, die Geschäfte hatte bis Anfang dieses Jahres Petra Schmitz geführt. Nachdem er sich von ihr getrennt hatte, habe Neven zuletzt signalisiert, dass er die Gaststätte nicht über das Jahr 2017 hinaus betreiben wolle, erklärte CDU-Ratsherr Franz Auling im Gespräch mit der WZ. Besorgte Bürger und Vereinsvertreter hätten Mitglieder der CDU-Fraktion deshalb wiederholt angesprochen.

Das letzte Wort in dieser Angelegenheit ist noch nicht gesprochen: Auf WZ-Nachfrage sagte Horst Neven, er habe am Dienstag nach Pfingsten ein klärendes Gespräch bei der Stadt, anschließend werde er sich entscheiden. „Ich mache aber alle Termine weiter“, versichert er. Mitte 2011 hatte er das Lokal übernommen, anfangs noch gemeinsam mit Petra Krücken, Tochter des langjährigen Gastwirts Hubert, der 2007 gestorben war. Ende 2010 hatte Petra Krücken das Lokal wegen finanzieller Probleme vorübergehend schließen müssen.

„Wir setzen uns dafür ein, dass der Saal auch in den nächsten Jahren von den Willicher Vereinen genutzt werden kann“, betont Franz Auling. Diese Forderung wurde immer wieder erhoben, seit der Kaisersaal Schiffer 2014 geschlossen wurde. Denn die Vereine von Alt-Willich brauchen einen Saal im Ort.

Die Pläne der Stadt, als Ersatz einen Neubau zwischen „De Bütt“ und Frantzen-Halle zu errichten, waren am Widerstand der Anwohner gescheitert und wurden danach nicht mehr weiter verfolgt. Was unter anderem daran lag, dass die meisten Vereine mit dem Krücken-Saal als neue Heimat gut leben konnten.

Willy Kerbusch, Erster Beigeordneter und Kämmerer der Stadt Willich, hat sich die Gaststätte am vergangenen Montag im Rahmen einer Begehung angeschaut. „Der Saal hat Mängel, man wird ihn wirtschaftlich darstellbar herrichten müssen“, erklärte er im Anschluss. Kerbusch betont gleichzeitig: „Die Stadt wird sicherstellen, dass der Saal auch weiter nutzbar bleibt.“ Sollte Horst Neven aufhören wollen, werde es eventuell zu organisatorischen Veränderungen kommen. Möglich wäre zum Beispiel die Umwandlung in eine Bedarfsgastronomie nach dem Vorbild der Schiefbahner Kulturhalle. „Die Vereine können aber schon jetzt bei Horst Neven die Termine über das Jahr 2017 hinaus buchen“, versichert Kerbusch.

Nach wie vor im Gespräch ist der Neubau einer Veranstaltungshalle durch einen privaten Investor im Gewerbegebiet Münchheide. Dazu sei eine überarbeitete Planung bei der Stadt zur Genehmigung eingereicht worden, berichtet Franz Auling. Nun müsse man sehen, ob dort mehr als ein türkischer Hochzeitssaal entstehen soll, ob also auch Willicher Vereine den Saal nutzen können.

In den abgespeckten Plänen von Investor Burhan Asan für die Halle sind zwar nach wie vor Säle und Bühne vorgesehen — auf die ursprünglich geplante Gastronomie wird aber verzichtet. Statt dessen soll es auch hier eine Catering-Lösung geben.

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