Prinzen-Empfang in der Gefängnis-Kantine

Karneval: Gleich zwei Mitarbeiter der JVA Anrath regieren in dieser Session als Tollitäten.

Anrath. Gitterstäbe, Zäune, Scheinwerfer, davor ein großer Platz. Wo sich sonst verurteilte Straftäter auf den Weg ins Gefängnis machen, fuhren am Mittwoch die Jecken vor. Vollkommen freiwillig statteten sie der Justizvollzugsanstalt in Anrath einen Besuch ab. Zwei von ihnen kennen die JVA wie ihre Westentasche, denn wenn sie sich nicht kostümiert unter das närrische Volk mischen, arbeiten sie im Gefängnis.

„Die Tatsache, dass gleich zwei unserer Mitarbeiter in dieser Karnevalssession Prinzen sind, mussten wir ausnutzen“, sagte Anstaltsleiterin Beate Peters mit wippender Feder-Boa auf dem Kopf. Ihre Mitarbeiter Guido Ferfers, tätig im allgemeinen Vollzugsdienst, und Schreiner Frank Jansen bekleiden beide zurzeit das Amt des Karnevalsprinzen. Guido I. ist mit seiner Frau Niersia Monika der Prinz in Mönchengladbach, während Frank I. mit seiner Frau Brigitte III. in Dülken regiert.

„Das muss gefeiert werden“ dachten sich die Mitarbeiter der JVA und organisierten einen Prinzen-Empfang in der Gefängnis-Kantine. Rund 80 Kollegen der Tollitäten waren gekommen und begrüßten Guido und Frank mit viel Applaus. Verkleidet waren nur wenige. „Die meisten haben sich wohl einfach nicht getraut“, vermutete Peters.

„JVA-Beamte können anziehen was sie wollen, sie sehen immer gut aus“, begrüßte Prinz Frank I. seine Kollegen. Für Beate Peters gab es einen Ehrenorden und einen Blumenstrauß. „Ihr müsst erst Prinz werden, bevor ihr die Chefin küssen dürft“, feixte Prinz Frank. Lob für die Leiterin gab es auch von Prinz Guido I.: „Ohne Frau Peters wäre mein Traum, einmal Prinz zu sein, nie in Erfüllung gegangen“. Dann stimmten Prinz und Begleitung das Lied zum Gladbacher Motto „Mach mit . . . Karneval hält fit“ an — und die Stimmung stieg. „Ich finde, das ist eine gute Aktion. So etwas gibt es nicht überall“, sagte John Hell, Elektromeister der JVA.

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