Willich Pipeline hilft bei der Renaturierung

Am Bettrather Dyck in Neersen schlängelt sich die Cloer wieder wie in alten Zeiten durch eine Auenlandschaft.

Willich: Pipeline hilft bei der Renaturierung
Foto: Lübke

Neersen. Nein, leicht war er nicht, der Gewässerausbau am Bettrather Dyck. „Im Winter ist der Bagger hier bis zum Drehkreuz eingesunken“, berichtet Christoph Rüber, Geschäftsführer des Wasser- und Bodenverbandes Mittlere Niers. Torf- und Lehmböden machten die Renaturierung der Cloer in einem insgesamt etwa 500 Meter langen Abschnitt zwischen dem Niersweg und dem Nierssee zeitweise zu einer Schlammschlacht. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Davon überzeugten sich Vertreter von Verband, Stadt- und Kreisverwaltung bei einem Ortstermin.

Der Ausbau erfolgte in drei Abschnitten und war lange geplant: Drei Geschäftsführer vor Rüber hatten sich schon mit dem Thema befasst. Doch bis alle notwendigen Grundstücke erworben, Planungen erstellt und Fördergelder beantragt waren, gingen einige Jahre ins Land. Nun aber hat sich die Cloer in dem genannten Abschnitt von einem schnurgeraden Kanal, der an einer Stelle einen 90-Grad-Knick macht, in ein munter schlängelndes Gewässer verwandelt.

Die seit 2010 geltende EG-Wasserrahmenrichtlinien verpflichten dazu, alle Gewässer bis spätestens 2027 in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen. Zwar bezweifelt Rüber, dass dies für die 322 Kilometer, für die sein Verband zuständig ist, komplett gelingen wird. Aber an der Cloer ist man mit der nun abgeschlossenen Maßnahme einen großen Schritt weiter.

„Hier wurden auch enorme Kapazitäten für den Hochwasserschutz geschaffen“, lobt Peter Joppen, Vorstandsvorsitzender des Verbandes. Denn an der renaturierten Cloer gibt es keine steilen Ufer mehr, die mit Wasserbausteinen befestigt werden, sondern mehrere „Nebengerinne“ auf gleicher Höhe sowie einen fünf Meter breiten Uferstreifen, der sich nun selbst überlassen bleibt. Die Ufer wurden so stark abgeflacht, dass sich eine Aue bildet, die regelmäßig überflutet wird. Steilufer, wie sie zum Beispiel Nutrias zum Höhlenbau schätzen, gibt es nicht mehr.

Kleine Inseln, auf denen Kopfweiden stehen, gehören dafür ebenso zur Planung von Wasserbauingenieurin Natalie Hoffmann wie die Entfernung der vorhandenen Böschungsbepflanzung. Künftig sollen sich hier weitere typische Bäume wie Erlen und Eschen ansiedeln. „Die ersten Gehölze keimen schon“, weiß Dagmar Spona, die sich beim Wasser- und Bodenverband um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert.

Die Gesamtkosten für die Maßnahme belaufen sich auf rund 180 000 Euro. „Dies wurde mit 80 Prozent der förderfähigen Kosten vom Land NRW finanziert“, berichtet Natalie Hoffmann. Die Kosten wären sehr viel höher gewesen, wenn den Renaturierern nicht eine Ölpipeline zur Hilfe gekommen wäre: Die nach Rotterdam führende Trasse verläuft quer durch das Ausbaugebiet. Aufgrund geänderter gesetzlicher Vorschriften musste die Leitung mit einer stärkeren Erdschicht als bisher abgedeckt werden, wozu die an der Cloer abgebaggerten 6000 Kubikmeter Erde gut zu gebrauchen waren. Anderenfalls hätte man den Boden deponieren müssen. „Damit konnten die Kosten um fast 50 Prozent reduziert werden“, berichtet Christoph Rüber.

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