Pfadfinder: Baum gegen Spende

Der Schiefbahner Stamm holt die alten Tannenbäume ab.

Schiefbahn. Sie sind besungen, umtanzt und bewundert worden. Unter ihnen lagen Geschenke und haben Kinderaugen glücklich geleuchtet. Die Rede ist vom Weihnachtsbaum. Weihnachten noch der Mittelpunkt des Geschehens, möchten viele, sobald Neujahr vorbei ist, den piksigen, sperrigen und nadelnden Kameraden schnell wieder loswerden. Wohin dann aber damit?

Einfach in der Botanik entsorgen? Keine gute Idee. Im Kofferraum zum Abfallhof? - schon besser, aber danach ist der Arm zerstochen und der Kofferraum vollgenadelt. Eine bessere Idee: Die Schiefbahner Pfadfinder anrufen und den Baum zu Hause abholen lassen. Deren Angebot: Gegen eine kleine Spende ab drei Euro holen sie an allen vier Samstagen im Januar die ausgedienten Christbäume direkt an der Haustür ab.

Für den ersten Samstag im Januar hatten auch Klaus und Angelika Bachmann aus Willich die Schiefbahner Pfadfinder bestellt, um ihren ausgedienten Weihnachtsbaum abholen zu lassen. „Ich finde die Idee super“, sagt Angelika Bachmann, „wir sind den Baum los und können mit der kleinen Spende auch nach Weihnachten noch etwas Gutes tun.“ Die Spende, für die die Bäume abgeholt werden, kommen direkt der Jugendarbeit des Pfadfinderstammes zugute.

Durch den Erlös in den letzten Jahren, seit 1996 wird der Abhol-Service angeboten, wurden bereits Zelte für Lager oder Bastelmaterial für die Gruppenstunden angeschafft. „In diesem Jahr soll das Geld auch für das Sommerlager in der Bretagne in Frankreich Verwendung finden“, sagt Kai Stengel, erster Vorsitzender der Schiefbahner Pfadfinder.

Um 10 Uhr sind die Pfadfinder von ihrem Grundstück zwischen Schiefbahn und Wekeln mit Autos und großen Anhängern gestartet. Die ersten 26 Bäume werden eingesammelt. Gegen 11 Uhr kommen die Autos zurück und liefern die ersten großen und kleinen Tannen an. Sofort machen sich einige Leiter daran, die Äste vom Stamm zu trennen.

Die Äste werden dann später geschreddert und auf dem Grundstück verteilt, um als Mulch die wilden Brennnesseln einzudämmen, die sonst das Zelten auf dem Pfadfindergrundstück erschweren. Die Baumstämme werden als Bauholz von den Pfadfindern weiter benutzt. „Bei uns ist eine hundertprozentige ökologische Entsorgung garantiert“, erklärt Stengel.

26 Bäume, das klingt wenig, aber der Vorsitzende weiß aus Erfahrung, dass es mehr werden: „Das erste Wochenende, vor allem wenn es noch vor dem heilig Dreikönigfest liegt, ist immer ruhig, weil viele bis zu dem Tag den Baum noch stehen lassen.“ Viel los ist immer am zweiten und dritten Samstag. In den vergangenen Jahren haben die Pfadfinder an einem Samstag schon bis zu 200 Bäume eingesammelt und verarbeitet.

Nachdem alle alten Christbäume, die ohne Lametta nun nicht mehr sind als einfache Tannen, von ihren Ästen befreit sind, gibt es für alle Helfer eine warme Suppe und warmes Brot, ganz nach Pfadfindermanier über offenem Feuer zubereitet. cwa

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