Neues Pflaster soll alte Wunden heilen

Das Willicher Unternehmen Fribamed vertreibt Produkte, mit denen chronische Krankheitsbilder behandelt werden können.

Willich. Er hat einen Namen in der Branche und kann es sich jetzt leisten, das zu machen, was ihm besonders am Herzen liegt. Bernd Braun vertreibt mit seiner Firma Fribamed Produkte, mit den chronische Wunden heilen sollen, solche, die als unheilbar angesehen werden. "Bei denen wird bis jetzt lediglich sogenanntes Wundmangagement betrieben", das verhindern soll, dass sie sich entzünden und nicht schmerzen.

Der 46-Jährige war als Diplom-Betriebswirt 16 Jahre lang beim früheren Branchenprimus Hartmann in Süddeutschland beschäftigt, der Material zur Wundversorgung liefert. Deren Pflaster, Binden und Verbandskästen kennt jeder hierzulande.

"Dann wollte ich was eigenes", sagt er lächelnd. 2002 kam er nach Willich, wo er für die Firma Krewi Spezialverbände vertrieb. "Ruhigstellende Verbände. Wo man früher Gips nahm", erklärt er.

Weil er bei diesen Tätigkeiten Wissen über Wundbehandlungen angehäuft hat, und Kontakte zu Spezialisten und Koryphäen knüpfen konnte, machte er sich im Oktober 2007 selbstständig.

Das erste Produkt, das Fribamed vertreibt, ist Oxyzyme, der Verband für eben jene oben beschriebenen chronischen Wunden, die anzusehen zu müssen, einem schon mal auf den Magen schlagen könnte. "Manche Menschen plagen sich jahrzehntelang mit einem offenen Bein herum", sagt er. Beispielsweise als Folge einer Diabetes.

Oxyzyme wurde in Großbritannien entwickelt. "Von Professor Davis. Ein pfiffiger Mann. Der hat auch den ersten Schwangerschaftstest erfunden." In Kanada oder Australien wird das Produkt bereits erfolgreich eingesetzt. Baum geht von einer Heilungsquote von 70 Prozent aus, was die zunächst hoch erscheinenden Kosten locker rechtfertigt.

"Drei bis sieben Euro pro Tag", beziffert er. Wenn man davon ausgeht, dass die Versorgung von chronischen Wunden bei vier bis fünf Millionen Deutschen pro Jahr 3000 bis 5000 Euro pro Patient und Jahr auf Dauer verursachen, sei der Einsatz auch volkswirtschaftlich zu rechtfertigen. Von der Steigerung an Lebensqualität für den Patienten mal ganz abgesehen.

Der Verband funktioniert im Prinzip wie bei Oma. "Die wusste damals schon, dass Luft an die Wunde muss, wenn sie heilen soll", erinnert er sich. Der Sauerstoff kommt mit zwei Schichten von Hydrogel auf die betroffene Stelle. Wackelpudding, keinen Millimeter dick und formstabil, der sich angenehm feucht und kühl anfühlt.

In der ersten Schicht ist Zucker, in der zweiten ein Enzym, das mit dem Zucker reagiert und mehrere Tage lang dafür sorgt, dass Sauerstoff auf der Wunde ist. Ein geringer Zusatz von Jodid verhindert das Wachstum von Keimen. Abgeschlossen wird das ganze durch eine Art Frischhaltefolie, die dem Patienten erlaubt, normale Kleidung zu tragen und zu duschen.

"Wir haben es trotz der hohen Qualität nicht einfach", sagt er. "Viele Produkte haben schon Wundheilung versprochen." Deswegen seien Ärzte, Krankenhäuser und Pflegedienste inzwischen misstrauisch.

Ein weiteres Produkt, das er ebenfalls vertreibt, greift ebenfalls auf ein alt bewährtes Mittel zurück. "Honig für infizierte Wunden. Das kennt man seit 2500 Jahren."

Die Bienen füttern ihre Brut nämlich mit einem Saft, der Antibiotikum enthält, gegen das sich noch keine Resistenzen entwickelt haben. "Wenn man Honig einfach so drauf schmiert, schmerzt das", sagt er. Doch die moderne Technik ermöglicht es. dass der Buchweizenhonig mit der Kompresse Meldra hauchdünn auf die Wunde kommt.

Auf fünf oder sechs solcher hochtechnisierter Spezial-Produkte aus dem Sektor der Wundbehandlung will er im Laufe der Zeit kommen. Zehn Außendienstmitarbeiter sind für ihn inzwischen im Einsatz. "Fünf weitere suche ich noch." Als Schaltzentrale dient ihm ein Büroraum in der Doppelhaushälfte an der Goethestraße.

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