Neersen: Geschichte - Ein Freund von Prinz Eugen

Das Geschlecht derer von Virmond hat einige schillernde Figuren hervorgebracht. Sie haben einigen Prunk entfaltet.

Neersen. Schloss Neersen ist als Rathaus der Stadt Willich und als Festspielbühne bekannt; seine späten Besitzer, die Grafen von Virmond, sind weitgehend vergessen. Zu Unrecht, denn sie waren bedeutende Männer. Groß geworden sind sie durch den Dreißigjährigen Krieg, die Herren von Virmond. In ihm sind sie hohe Offiziere gewesen, haben anschließend einflussreiche Ämter bekleidet. Seit 1621 tragen sie den Freiherren-Titel. Am bedeutendsten für Neersen war Adrian Wilhelm von Virmond: Er hat den Ort systematisch vergrößert, hat ihm eine Kirche geschenkt, das Minoritenkloster errichtet und von 1661 bis 1669 die alte Neersener Burg zu einem modernen Schloss erweitert, wie es in seinen Grundzügen heute noch besteht. Die schillerndste Gestalt, die das Neersener Adelsgeschlecht hervorgebracht hat, war Damian Hugo von Virmond, jüngstes von vier Kindern des Freiherrn Adrian Wilhelm. Der Obrist des berühmten kaiserlichen Regiments Deutschmeister war ein enger Freund des legendären Türkenbezwingers Prinz Eugen. 1706 wurde er zum Reichsgrafen erhöht, bald darauf zum Statthalter von Mantua ernannt und schließlich Botschafter des Kaisers am schwedischen, dann am preußischen und schließlich am polnischen Hof. 1721 bezieht der Niederrheiner den Posten des kommandierenden Generals im Großfürstentum Siebenbürgen und in der kaiserlichen Walachei. In Hermannstadt/Siebenbürgen hat man ihm ein opulentes Grabmal gesetzt. Der letzte derer von Virmond - Ambrosius Franz - hat auch den größten Prunk entfaltet. In der Regel wird seine Kutsche von nicht weniger als sechs Pferden gezogen; Läufer, Vorreiter und Lakaien bilden den Rahmen seiner glanzvollen Selbstdarstellung. 1706 wird auch ihm die Reichsgrafenwürde verliehen; ab 1726 darf er sich Kölnischer Geheimer Hofrat nennen und 1731 Geheimer Kaiser Rat. Letzteres steht im Zusammenhang mit seiner Ernennung zum Präsidenten des Reichskammergerichtes Wetzlar. Dort ist der Graf aus Neersen auch unerwartet verstorben. Mit 58 hat er in zweiter Ehe die 40 Jahre jüngere Gräfin Maria Elisabeth von Nesselrode geheiratet, Tochter eines preußischen Feldmarschalls. Am 19. November 1744 findet unter den Bediensteten des Reichskammergerichts, deren Chef der Neersener ist, ein Maskenball statt. Doch nach einigen Tänzen klagt der bejahrte Graf über Unwohlsein und wünscht, in sein Palais gefahren zu werden. Die Kutsche hat gerade den Wetzlarer Marktplatz erreicht, da fällt er seiner Gemahlin tot in die Arme. Mit ihm erlischt ein Geschlecht, das in fast allen Generationen tüchtige Männer hervorgebracht hat, die es zu Ansehen und Erfolg führten. Höchster deutscher Richter 1742 wurde der Neersener Graf Ambrosius Franz Reichskammer- und damit höchster Reichsrichter. Im Gerichtssaal zu Wetzlar repräsentiert er den Kaiser, thront dabei, bewacht von eigener Leibgarde, auf einem besonderen Sessel, überdacht von einem Baldachin. Von der Position her ist er mit dem Präsidenten des Bundesgerichtshofs zu vergleichen. Die vorläufig letzte Ehrung erfuhr der Neersener 1983 durch eine Gedenkmedaille des Kreises Viersen.

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