Willich Nach Brief an Merkel: Bundestagsabgeordneter besucht Firmenchef

Der Anrather Friseur Guido Paar hatte an Angela Merkel geschrieben. Seine Anregungen für Steuerreformen nimmt Uwe Schummer mit nach Berlin.

 Guido Paar (l.) begrüßt den CDU-Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer in seinem Salon im Anrath. Fotorechte: Paar

Guido Paar (l.) begrüßt den CDU-Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer in seinem Salon im Anrath. Fotorechte: Paar

Foto: Fotorechte: Paar

Willich. Uwe Schummer hat einen neuen Friseur. Es handelt sich um Guido Paar — und der wiederum ist der Unternehmer, der kürzlich einen frustrierten Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel geschrieben hatte und darauf nur eine ausweichende Antwort eines Kanzleramt-Beamten erhielt. Was für den CDU-Bundestagsabgeordneten Anlass war, sich mit dem 50-Jährigen rund 90 Minuten zusammenzusetzen.

Guido Paar, Friseur

Ursprünglich wollte Guido Paar im WZ-Bericht nicht namentlich genannt werden, „weil wir ja alle wissen, wie schnell die Gerüchteküche hochkocht“, stellt er nach dem Gespräch klar. Mit dem Brief an Angela Merkel klage er nicht über Armut, sondern beklage Ungerechtigkeiten. „Mir geht es dabei nicht nur um meine Branche, sondern um den gesamten Mittelstand, unsere wirtschaftliche Basis.“

Nach dem Brief gab es sehr viel positive Resonanz, was Paar freut: „Dass damit ein Prozess in Gang gesetzt wurde, lässt mich hoffen, dass wir kleinen Bürger doch angehört werden.“

Der Friseur hat in Anrath einen Betrieb mit 15 Mitarbeitern. In dem Brief an die Kanzlerin hatte er gefordert, dass sich Politiker stärker mit dem Leben von Kleinunternehmern auseinandersetzen müssten, um zu erkennen, wie viel Arbeit und Energie dort investiert werde. „Dafür ernten wir von staatlicher Seite aber niemals Dank, sondern einem wird unterstellt, dass man ein Straftäter ist und Steuern hinterzieht sowie Menschen unterhalb des Mindestlohnes beschäftigt. Das ist nicht fair.“ Die wertvolle Arbeit, die der Mittelstand leiste, werde überhaupt nicht berücksichtigt. Soziale Marktwirtschaft bedeute aus seiner Sicht, so Paar: „Sozial first — Wirtschaft second“.

Uwe Schummer, der sich als lokaler Abgeordneter in der Rolle eines „Transportarbeiters“ solcher Sorgen nach Berlin sieht, kann dem Kleinunternehmer an etlichen Stellen Recht geben: Eine Unternehmenssteuerreform und eine Reform der Einkommenssteuer sei notwendig und werde kommen.

Guido Paar regt zum Beispiel unterschiedliche Steuersätze für Gewinne, die man dem Unternehmen entnehme und für solche, die im Unternehmen bleiben, an. Auch könne man bei einer Steuernachzahlung für 2015 und einer daran orientierten Anpassung für 2017 das Zwischenjahr zunächst „liegen lassen“.

Wie Uwe Schummer ergänzt, gelte es, einen „Steuertarif auf Rädern“ zu schaffen, der automatisch an die Inflation gekoppelt wird. Und auch der „Mittelstandsbauch“, der vor allem kleinere und mittlere Einkommen im Vergleich zu höheren Einkommen stärker belastet, gehöre abgeschafft.

„Ich habe diese Themen aufgenommen und werde an Finanzminister Wolfgang Schäuble schreiben und ihm konkrete Vorschläge unterbreiten“, berichtet Uwe Schummer. Neben den angesprochenen steuerlichen Änderungen will er dabei auch eine stärkeren Service- und Beratungsfunktion der Finanzämter anregen. Auch eine rechtliche Prüfung der Stundung von Beträgen sei sicher möglich. „Die hat es früher doch auch gegeben“, ergänzt Guido Paar.

Darüber hinaus hat Schummer mit dem Willicher Unternehmer einen zweitägigen Besuch in Berlin vereinbart: Im nächsten Jahr wird dieser auf Einladung des Abgeordneten mit seinem kompletten Team in die Hauptstadt reisen. Er soll dort Gelegenheit bekommen, im Kanzleramt oder Finanzministerium seine Sorgen persönlich vorzubringen.

Ach ja: Der erste Friseur-Termin von Uwe Schummer bei Guido Paar soll noch in dieser Woche vereinbart werden.

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