Musik-Projekt in Schiefbahn: Ohrwurm zur Weihnacht

Die Band „Findungsphase“ hat in nur fünf Wochen einen eigenen Christmas-Song komponiert und produziert.

Schiefbahn/Viersen. Die Geschichte ist fast zu schön, um wahr zu sein. Ist sie aber. Sie beginnt am Abend des 26. Oktober. Die Montagsprobe der Band "Findungsphase" in der Viersener Rock-Kultur-Werkstatt ist zu Ende. Simone Nardelli hat bereits ihre Jacke an.

Bevor die Schiefbahnerin den Bandkollegen ein Tschüss zuruft, spielt Claus Gottschalk vier Töne auf seinem Bass. Rüdiger Sartingen legt spontan Akkorde darüber. Simone Nardelli und die anderen Bandmitglieder halten inne. "Das klingt gut, richtig gut!" Nach Weihnachten.

Der Probenabend geht spontan in die Verlängerung. Innerhalb einer Stunde wird der Song grob fertig komponiert, jede Idee konserviert. Der Feinschliff von Melodie und Text folgt in den Tagen darauf. "Sonntags, nur sechs Tage später, haben wir die Rohversion unseres Weihnachtssongs mit der Band eingespielt", sagt Max List. In vielen November-Nachtschichten wurde das Lied abgemischt. "Nur das Mastering, die endgültige Sound-Bearbeitung, haben wir von Profis machen lassen", sagt er.

Wie "Merry Christmas To All" klingt, kann man sich seit Montag auch auf CD anhören. Die Scheiben haben es ins Weihnachtsgeschäft geschafft.

"Eigentlich ist das viel zu kurzfristig, aber nach all der Arbeit, die wir alle in diese Produktion hineingesteckt haben, wollte keiner von uns den Song ein Jahr liegen lassen" sagt List. Reaktionen auf einen ersten Mitschnitt attestieren dem Weihnachts-Song im Online-Gästebuch der Band Ohrwurm-Qualitäten.

Der Viersener Max List ist wie Frithjof Jaspers und Rüdiger Sartingen Gründungsmitglied der Band. Seit eineinhalb Jahren nennen sie sich "Findungsphase". Der Name ist Programm. Die Musiker wollen sich nicht auf einen Stil, nicht auf eine Stimme, nicht auf einen Sound festlegen lassen. Max List: "Wir machen, was uns gefällt, probieren verschiedene Richtungen aus, wechseln auch immer wieder die Instrumente - und Gesangsstimmen."

Mittlerweile sind die "Findlinge" zu siebt. Simone Nardelli, 32, Klavierlehrerin aus Schiefbahn, ist erst seit dem Frühjahr festes Bandmitglied und einzige Frau. Die Band war auf ihr Profil in der Internet-Börse "Musiker in Deiner Stadt" aufmerksam geworden. Nach einem Vorsingen im Probenraum war für beide Seiten klar: Sängerin und Band - "das passt!" Nun gibt Simone dem Weihnachtssong ihre Stimme und dem Video dazu das Gesicht.

"Ich liebe Weihnachten über alles und war sofort in der richtigen Stimmung für dieses gefühlsbetonte Lied." Für die Videoaufnahmen, die im Netz beim Videoportal YouTube zu finden sind, hat die Band Stunden auf dem Essener Weihnachtsmarkt zugebracht. Simone Nardelli grinst: "Nach der Karussellfahrt war mir richtig schlecht." Gelohnt hat sich aber der hundertfache Dreh: "Meine Eltern schauen sich das Video 20 Mal am Tag an." Und Freunde, die sonst lieber rockige Musik hören, haben ihr gesagt, "dass ihnen dieser Christmas-Song gut gefallen hat".

Enttäuscht ist die Band von den Reaktionen einiger Radiosender. Sie hätten sich den Weihnachtssong vom Niederrhein noch nicht einmal angehört, obwohl es sich doch um Musik einer lokalen Band handelt. Manchmal brauchen Entscheidungen eben eine Findungsphase.

Wer sich selbst ein Klangbild von Song und Band machen will, klickt bei YouTube den Weihnachtssong oder hier: www.findungsphase.de

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