Missbrauch: „Der Pfarrer wollte meinen Sohn“

Georg K. steht in Südafrika schon lange vor Gericht. Auch in Deutschland gibt es neue Vorwürfe.

Missbrauch: „Der Pfarrer wollte meinen Sohn“
Foto: dpa

Willich/Kempen. Noch immer wird verhandelt, noch immer ist kein Ende in Sicht. Mit dem Begriff „schleppend“ ist der Gerichtsprozess gegen den aus Willich stammenden Pfarrer Georg K. (55) in Südafrika noch verniedlichend beschrieben. Dort muss sich der Geistliche verantworten, weil er Kinder angefasst haben soll. Aber auch die deutsche Justiz wartet auf ihn. Hierzulande muss er sich wegen sexuellen Missbrauchs und Nötigung in 37 Fällen verantworten.

Einige Taten hat er in einer Selbstanzeige bereits eingeräumt. Aber: War da im Vorfeld noch mehr? Was noch nicht bekannt ist? „Ja“, sagt Friederike Semma (Name von der Redaktion geändert), „in seiner Zeit als junger Priester in der Kempener Pfarre Christ König.“ Die heute 63-Jährige erhebt schwere Vorwürfe: „Er hat sich an meinen Sohn herangemacht.“

Die Frau bezieht sich auf eine Zeit zwischen 1994 und 2001. Sie hatte sich von ihrem Mann getrennt, war nach Kempen gezogen, engagierte sich bei der Pfarre Christ König. „Der neue Pastor sprach mich an“, erinnert sie sich. Wenig später habe man sich das erste Mal privat getroffen.

Man sei sich sympathisch gewesen, auch wenn sie schnell den Eindruck gehabt habe, er sei auf Spenden aus. Auch für den älteren Sohn sah sie Vorteile: Er war gerade Messdiener geworden. Sie glaubte, dass der Umgang mit dem Geistlichen dem Jungen guttue, ihm Halt gebe. In Wirklichkeit habe sich K. an ihren Sohn herangemacht. „Ich habe immer gedacht, dass er Geld will. Heute weiß ich: Das Missverständnis lag darin, dass er dachte, ich wollte Sex von ihm. In Wirklichkeit wolle er meinen Sohn — nichts anderes.“

Von dem möglichen Missbrauch habe sie erst Jahre später zufällig erfahren. „Als K. nämlich nochmal bei uns zu Gast war. Kurz bevor er ging, bekam ich im Flur einen Disput zwischen ihm und meinem Sohn mit. Der sagte ihm, dass er ihn nicht mehr sehen wolle.“ Von der Heftigkeit der Reaktion überrascht, stellte Semma ihren Sohn zur Rede. Der habe ihr daraufhin erzählt, K. sei ein Pädophiler und er eines seiner Opfer.

Einzelheiten erfuhr sie nie. „Er hat mir nichts erzählt, weil er mich schützen wollte“, sagt sie. Der heute 30-Jährige habe sich psychologische Hilfe gesucht. Inwieweit er die Geschehnisse aufgearbeitet habe, könne sie nicht sagen. „Ich weiß es einfach nicht.“

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