Willich Männerknast bleibt in Frauenhand

Charlotte Narjes ist neue Leiterin der JVA Willich I. Sie soll die Anstalt in der Phase des Neubaus führen. Erfahrung dazu bringt sie aus Düsseldorf mit.

Willich: Männerknast bleibt in Frauenhand
Foto: Friedhelm Reimann

Anrath. Das Männergefängnis in Anrath bleibt fest in Frauenhand: Charlotte Narjes (53) ist am Montag von Landesjustizminister Thomas Kutschaty im Rahmen eines Festaktes in ihr Amt als neue Leiterin der Justizvollzugsanstalt Willich I eingeführt worden. Sie folgt auf Beate Peters, die nach acht Jahren in Anrath als Referatsleiterin an das Justizministerium NRW gewechselt ist. Mit Katja Grafweg und Renate Gaddum hatten auch davor zwei Frauen das Gefängnis geführt.

Rund 100 Ehrengäste kamen zur Amtseinführung in der Anstaltskapelle, darunter Bürgermeister Josef Heyes, Landrat Andreas Coenen und Ingo Wolf, ehemaliger Innenminister von NRW und heute Vorsitzender des Rechtsausschusses des Landtags. Sie alle staunten über den Gefangenenchor, der unter der Leitung von Vera Bühl bei seinem ersten öffentlichen Auftritt die Feier mit inbrünstig vorgetragenen Liedern wie „Die Gedanken sind frei“ oder „Alles nur geklaut“ musikalisch verschönerte.

Auf die neue Chefin freuten sich viele in Anrath: Schon von 2002 bis 2008 war sie Abteilungsleiterin im Block C der Anstalt. „Die JVA Willich hat mich geprägt“, bekannte Charlotte Narjes und berichtete davon, dass sie zuletzt auch als stellvertretende Anstaltsleiterin in Düsseldorf immer wieder Vergleiche mit Anrath gezogen habe.

In Düsseldorf hat sie 2012 den Umzug in den Neubau aktiv mitgestaltet. Auf diese Aufgabe freut sie sich auch in Anrath, wo ebenfalls ein neues Haus entstehen soll. „Es wird Zeit für einen Neubau“, betonte sie und berichtete davon, dass sie und der stellvertretende JVA-Leiter Dieter Grave — er geht Ende des Jahres in den Ruhestand — erst vor wenigen Tagen in der Kapelle Vogelfedern unter einem Lüftungsgitter entdeckt hatten. Mit solchen baulichen Schwächen haben es die Verantwortlichen in der „alt-ehrwürdigen Anstalt“, so Kutschaty, oft zu tun.

Schon vor einigen Wochen hatte der Minister zu den Bauplänen in Anrath erklärt: „Vor der Landtagswahl 2017 werde ich den ersten Spatenstich nicht machen können.“ Gleichwohl werden die Vorbereitungen konkreter. „Ich kann es kaum erwarten, die Baupläne zu sehen“, sagte Charlotte Narjes und sprach von einer „spannenden Herausforderung“.

Viel Lob aus dem Mund des Ministers gab es nicht nur für die neue Chefin, sondern auch für ihre Vorgängerin Beate Beters. Sie habe vor allem für eine Öffnung der JVA nach außen gesorgt, so durch Weihnachtsbasare, das Knastmuseum und die Feiern zum 111-jährigen Bestehen der Anstalt. Peters, die nach eigenem Bekunden eine neue berufliche Herausforderung suchte, kümmert sich im Ministerium künftig um Jugend und Frauenvollzug.

Bürgermeister Josef Heyes lobte in seinem Grußwort das gute Klima, für das Beate Peters in Anrath gesorgt habe. Mit der Hoffnung, dass Narjes dies weiter pflegt, überreichte er als symbolisches Geschenk einen Hortensien-Strauch.

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