Krankenhaus-Ende löst Entsetzen, Fassungslosigkeit und Wut aus

Die Entscheidung der Augustinus- Kliniken stößt in Willich auf Unverständnis.

Willich. Sofort geht der Daumen nach unten, als einige Mitarbeiterinnen des Katharinen-Hospitals nach ihrer Stimmungslage gefragt werden. Die (insgesamt 193) Mitarbeiter haben am Tag zuvor erfahren, dass die über 140-jährige Geschichte des Willicher Krankenhauses ab Juli 2014 beendet sein wird. Fassungslosigkeit, Entsetzen und Wut — das sind die Reaktionen als die WZ Mitarbeiter, Ehemalige, Patienten und Angehörige nach ihrer Meinung fragte.

„Ich bin sehr enttäuscht, arbeite seit 16 Jahren in der Küche und weiß nicht, ob ich noch eine Stelle bekomme“, sagt kurz vor Arbeitsbeginn eine 52-Jährige, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Bis zum Jahr 2001 hat Renate Kirsch über 30 Jahre lang im Katharinen-Hospital in der Buchhaltung gearbeitet. Die 73-Jährige, die auch den Verein „Altenhilfe Stadt Willich“ anführt, erinnert sich: „Früher war das ein Krankenhaus mit viel Herz, man kannte sich untereinander. Dann wurde es immer unpersönlicher und kaufmännischer.“ Kirsch („Ich verstehe die Welt nicht mehr“) appelliert an die Willicher Bevölkerung: „Ich hoffe, dass jetzt reagiert und dagegen angegangen wird.“

Haben die jüngsten schlechten Umfrageergebnisse von Patienten zur Schließung geführt? Wie glaubwürdig sind die Augustinus-Kliniken als Träger, wenn sie jetzt von einem Ausbau des Neuwerker Krankenhauses sprechen, das wollten sie in Willich doch auch?

Dies sind kritische Fragen, die manche Besucher von sich aus stellen. Kurt Püllen (63), der gerade seine frisch operierte Frau Gabriele besuchte, fragt: „Warum hat die katholische Kirchengemeinde im Jahre 2007, als sie das Krankenhaus an die Augustinus-Kliniken übergab, sich nicht vertraglich absichern lassen, dass dort die Nahversorgung zumindest mittelfristig sichergestellt wird?“

„Bei mir klingelt pausenlos das Telefon, alle sind entsetzt über die Schließung“, sagt der langjährige Geschäftsführer des Krankenhauses, Hans Kothen. In der Ambulanz des Hospitals sitzt derweil die 61-jährige Marita Traulsen. Die Willicherin („Die Schließung geht gar nicht“) kann es nicht begreifen, dass es das Hospital bald nicht mehr geben wird. Eine 84-Jährige aus Mönchengladbach meint: „Ich habe mich hier in dem kleinen Krankenhaus immer bestens aufgehoben und versorgt gefühlt.“

Wir sind aus Fischeln und lehnen die großen anonymen Medizinfabriken ab“, sagt ein 63-Jähriger. Seine Ehefrau ist am Sonntag als Notfall eingeliefert worden. Sie schätzt die Arbeit vor allem auf der Inneren Station. Draußen vor dem Hospital unterhalten sich darüber die 83 Jahre alten Freundinnen Elfi Ulrich und Katharina Köppen: „Wir waren geschockt, als wir davon erfuhren.“ Auch in vielen Arzt-Praxen und Geschäften war die Schließung am Dienstag das Gesprächsthema.

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