Kirschen: Prall, rot und zuckersüß

Kirschen rot, Spargel tot!“ sagt der Volksmund am 24. Juni. Für das Königsgemüse stimmt der Termin. Die Früchte aber sind schon früher reif.

Tönisvorst. Ich bin pünktlich. Und doch zu spät. Es kommt noch schlimmer. Nicht nur, dass dieser Erntemorgen ohne mich begonnen hat. Er ist, was meine ausgesuchten Früchte angeht, auch schon beendet. Irmgard Fruhen fragt noch einmal bei ihrem Mann Klaus nach: "Sind die Süßkirschen heute wirklich schon durch?" Sind sie. Und die polnischen Erntehelferinnen nehmen nach einer Kaffeepause schon wieder auf dem Anhänger des Traktors Platz, der sie jetzt ratternd in die Erdbeerfelder der Huverheide bringt.

Ich bleibe auf dem Hof, denn ich will jetzt wenigstens die Information über Kirschen sammeln. Klaus Fruhen, der den Familienbetrieb in der Huverheide in dritter Generation führt, fährt noch eine letzte Runde auf dem Gabelstapler durch die große Halle. Hier türmen sich die flachen blauen Kisten mit den Waren für Großhandel und Direktvermarktung. An den Waagen schlagen die Zeiger aus, wenn die Schalen abgewogen werden. Es herrscht emsige Betriebsamkeit. Erntezeit ist Stress. Erntezeit erfordert straffes Zeitmanagement.

Zeit nimmt sich auch der Chef. Vorbei am Hofladen, in dem Mutter Fruhen Obst und Gemüse verkauft, stapft er mit mir durchs Tor hinaus in die Plantagen. Die Kirschbäume, süß und sauer, wachsen auf einer Fläche von einem Hektar. Fruhen spielt mit dem Gedanken, den Bestand auszuweiten: "Kirschen sind unheimlich beliebt." Die Frucht ist ein klassisches Saisonprodukt. Hiesige Kirschen gibt’s zwei Monate.

Seit drei Wochen schon werden sie geerntet. Richtig macht’s, wer sie mit Stiel von den Zweigen dreht. Sonst könnte die Frucht beschädigt werden. Makellosigkeit und Süße machen neben der Frische die Qualität aus, für die Kunden zurzeit 2,50 Euro pro Pfund zahlen. Die zuckersüße Sorte Karina ist fast schwarz gefärbt, wenn sie in den Pflückkorb fällt.

Eine gute Ernte ist übrigens selbst bei guter Witterung keine Selbstverständlichkeit. Wenn es zur Blüte im April kalt ist und Honigbienen deshalb nicht ausfliegen, müssen unempfindlichere Hummeln eingekauft werden, die den Job übernehmen. Damit Krähen und Tauben nicht alles kahl fressen, knallen Schussanlagen.

Gattung Kirsche, lateinisch cerasus: "Kirschbaum", ist die Bezeichnung für mehrere zur Rosengewächsgattung Prunus zählende Steinobstgehölze. Heutige Sorten heißen Kordia, Karina, Regina oder Kanada-Gigant.

Kulturgeschichte: Die Süß-Kirsche ist in fast ganz Europa seit vorgeschichtlicher Zeit verbreitet. "In Kleinasien kannte man veredelte Süß-Kirschen wohl schon im 4. Jahrhundert vor Christus. Die Römer brachten Süßkirscharten nach Germanien. Die Sauerkirsche, von der antike Autoren nichts berichten, kam wohl später zu Griechen und Römern. Im Mittelalter erfuhr die Kirschenzucht in Mitteleuropa intensive Entwicklung" (Brockhaus).

Obsthof Mit Klaus Fruhen führt die dritte Generation den Familienbetrieb in der Huverheide. Auf einem Hektar Land stehen Süß- und Sauerkirschbäume. Außerdem werden Äpfel, Birnen, Erdbeeren, Johannisbeeren, Mirabellen und Pflaumen vermarktet.

Erfahrung Klaus Fruhen tauscht mit Kollegen Erfahrungen aus und sammelt auch bei Touren ins Ausland Informationen rund um den Obstanbau. Sehr gut beraten fühlt er sich auch durch die hiesige Landwirtschaftskammer. "Die geben sogar Wetterwarnungen heraus."Beratung "Darf man einen Süßkirschbaum verpflanzen?" Antworten auf diese und andere Fragen rund um Obst und Gemüse gibt die Landwirtschaftskammer für jedermann:

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