Kampf um das Sportabzeichen

Seit 100 Jahren gibt es das Sportabzeichen. In Willich und Tönisvorst wurde jetzt wieder darum gekämpft.

St. Tönis/Willich. Das Sportabzeichen feiert Geburtstag. Es wird 100 Jahre alt. In Kooperation mit dem Kreissportbund konnten am Wochenende Fitness-Begeisterte ihr Sportabzeichen machen. In St. Tönis war die stellvertretende Vorsitzende des Kreissportbundes, Angelika Feller, enttäuscht über die Resonanz: In den ersten zwei Stunden hatten sich gerade mal zehn Hobbysportler der Herausforderung gestellt. Deutlich mehr zu tun hatten da die Helfer in Willich rund um „Mister Sportabzeichen“, Bernd Hannusch: Er zählte rund 65 Sportler, die das Abzeichen ablegten.

Die Geschäftsführerin des Stadtsportverbandes Tönisvorst, Gerda Lentzsch, hatte sich den Nachmittag lebhafter vorgestellt. Ob es ein schlechtes Omen war, dass Bürgermeister Thomas Goßen zwar in Sportschuhen und auf dem Fahrrad erschienen war, sich aber nicht darauf einließ, das Sportabzeichen abzulegen? Ob er und die übrigen einigermaßen sportlichen Bürger Angst hatten vor den neuen Bedingungen, die ab diesem Jahr gelten?

Neu ist, dass das Goldene Sportabzeichen besonders hohe Leistungen voraussetzt — früher gab es Gold für alle, die nur oft genug fürs Sportabzeichen liefen, schwammen, sprangen und warfen.

Einer der Ersten, die sich trauten, war Dirk Oberem. Der 45-Jährige schaffte in der Ludwig-Jahn-Sportanlage „Gold“, warf den Schleuderball 33 Meter weit, lief 50 Meter in 7,9 Sekunden und brachte es beim Hochsprung auf 1,35 Meter.

„Bronze, Silber und Gold hab’ ich nie gewollt“, heißt es in einem Song von Wolfgang Petry. Die Willicher sind da offenkundig ganz anderer Meinung: Anders als in St. Tönis kämpften hier etliche um entsprechende Auszeichnungen. Sportdezernentin Brigitte Schwerdtfeger etwa hatte Zeit mitgebracht und schaffte in der Disziplin „Walking“ die 7,5 Kilometer in 59.51 Minuten — schon 64 Minuten hätten in ihrer Altersklasse für „Gold“ gereicht. Achim Broch (51), Vorsitzender des Stadtsportverbandes, scheiterte am 3000-Meter-Lauf, zeigte sich selbstkritisch: „Ich habe zu wenig trainiert.“

„Prima, prima, immer nach vorne schauen, hopp, hopp, hopp“: Ehrgeizige Eltern feuerten ihren Nachwuchs an. Tobias (6) gehörte zu denen, die ihr erstes Sportabzeichen ablegten. Lisa (7) und Julia (12) Starck aus Krefeld waren schon ein bisschen stolz auf ihre Leistungen.

Bernd Hannusch (75) hatte so viel zu tun, dass er keine Zeit hatte, selbst das Sportabzeichen abzulegen — es wäre sein 56. Das kann er im Sommer jeden Mittwoch von 16 bis 18 Uhr im Sport- und Freizeitzentrum nachholen.

Bürgermeister Josef Heyes hat versprochen, ebenfalls diese Möglichkeit zu nutzen — kaum jemand dürfte daran zweifeln, dass er es schafft.

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