Kälte: Nicht alles läuft glatt

Nach wie vor haben die Räumdienste viel zu tun. Etliche Bürger sind unzufrieden.

Willich/Tönisvorst. Lange Unterwäsche, zwei Paar Socken, Winter-Spezialkleidung - Hans-Georg Scheufens weiß, wie man sich vor Kälte schützt. Doch -18Grad, so wie in der Nacht zu gestern, sind auch für den Bauleiter der Firma Hamelmann eine besondere Herausforderung. "Da kann man sich anziehen wie man will: Die Kälte steigt allmählich von den Füßen hoch", verrät er.

Mit seinen Mitarbeitern ist Scheufens für den Winterdienst in Tönisvorst zuständig. Gestern gab’s eine weitere Ortsbesichtigung. Überprüft wurde, ob auf den Schulbus-Strecken (es war erster Schultag nach den Ferien) nachgearbeitet werden muss. Ergebnis: Die Markierungen auf den Wirtschaftswegen waren zum Teil schlecht zu sehen, dort mussten die Hamelmänner nochmals Hand anlegen.

Alles in allem gesehen ist die Stadtverwaltung mit dem Straßenzustand in Tönisvorst zufrieden: Anders als im benachbarten Krefeld etwa sind die wichtigsten Strecken gut befahrbar. Da die Stadt keinen eigenen Winterdienst mehr hat, sondern ihn von Hamelmann einkauft, ist der Schnee auf den Nebenstraßen liegen geblieben. Was immer wieder mal für Anrufe von verärgerten Bürgern sorgt.

"Wir haben alles im Griff", ist die positive Bilanz von Bernd Kuhlen, Leiter des Willicher Bauhofes. Die Hauptstraßen seien frei, die auf den Nebenstraßen festgefahrene Schneedecke sei im Moment die beste Lösung. "Wenn wir hier jetzt anfangen zu streuen, würden Eisflächen entstehen. Die sind weitaus schlechter zu befahren", erklärt Kuhlen.

Kuhlen spricht von routinierten Abläufen und einer professionellen Mannschaft "Wir machen uns keine Sorgen und sind auch noch in der Lage, die schöne Landschaft zu genießen." Es sei zwar für alle eine stressige Zeit, aber überfordert sei man nicht.

Überfordert scheinen sich aber einige Anwohner zu fühlen, zumindest was das Räumen der Gehwege betrifft. "Wenn man teils sieht, wie die Gehwege geräumt sind, dann frage ich mich, ob die das mit einer Gartenschaufel gemacht haben, so schmal ist der schneefreie Streifen", mosert Paul Röhlen.

Über die Häusle- und Wohnungsbesitzer regt sich auch Ulrike Marx auf. Allerdings aus anderen Gründen. "Die schaufeln den Schnee fröhlich an den Straßenrand. Dort türmen sich wahre Berge. An Parken ist nicht mehr zu denken. Wer einen Vorgarten hat, kann doch dort die Schneeschaufel auskippen."

Gelassen sieht es Doris Fuchs, die außerhalb von Anrath wohnt. "Bei uns wurde gar nichts gemacht, und es geht auch. Die Straße ist mittlerweile von den Autos abgefahren, während der Fahrradweg zur festgefrorenen Buckelpiste mutiert ist." Daher überrascht es sie auch nicht weiter, dass die wenigen Radler, die unterwegs sind, auf der Straße fahren.

Die Schiefbahnerin Luise Maaßen hat Verständnis dafür, dass die Nebenstraßen nicht geräumt wurden. "Solch’ eine Witterung kennen wir hier ja sonst gar nicht."

Ärgerlich findet die 72-Jährige die Fahrweise mancher Autofahrer: "Vorsichtig fahren muss man - aber doch nicht im Schritttempo über die Landstraße." Wer mit der Glätte nicht umgehen könne, solle sein Auto besser stehen lassen, empfiehlt die Gastwirtin.

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