Hauptschule in Anrath wackelt auch

Nur 30 Kinder starten im neuen Schuljahr. Sechs fehlen, um eine zweite Eingangsklasse bilden zu können.

Anrath. 30 Kinder haben sich zum neuen Schuljahr an der Johannesschule angemeldet. „Damit können wir nur eine Klasse bilden. 30, das ist die denkbar schlechteste Zahl!“ Hauptschulleiterin Karin Kirchmair macht aus ihrer Enttäuschung keinen Hehl. Die aktuelle Zahl bedeutet 26 Anmeldungen weniger als im Vorjahr, und doch gut zehn mehr, als sie sich im Vorfeld ausgerechnet habe.

„Mit 20 Kindern in einer Klasse kann man gut arbeiten. Nun muss ich mir überlegen, welchen Lehrern ich diese große Klasse zumuten kann. Da habe ich auch eine Fürsorge gegenüber meinen Kollegen.“

Fünf der 30 Kinder haben besonderen Förderbedarf, etwa durch eine geistige Behinderung oder Lernschwächen. Diese Kinder werden in der Klasse integrativ beschult und von einer Sonderschulpädagogin zusätzlich betreut. Sechs Anmeldungen fehlten, sagt Kirchmair, um eine zweite Eingangsklasse in der Jahrgangsstufe 5 bilden zu können.

Bitter sind die Meldungen aus den Realschulen. „Ich weiß, dass an der Josefsschule in Viersen Kinder mit Hauptschulempfehlung genommen worden sind“, sagt Kirchmair. Auch Schiefbahns Realschulrektor Hermann-Josef Müller hatte erklärt, dass sieben seiner 81 Neuanmeldungen Schüler mit Hautpschul-Empfehlungen seien.

Darauf, dass die Lücke zur zweiten Klasse an der Johannesschule noch geschlossen wird, kann Kirchmair nicht hoffen: „Der Prognoseunterricht fällt ja aus.“ Eine spätere Rückstufung von Schülern ist laut Gesetz auch nicht vorgesehen, weil jede Schule sich zur individuellen Förderung verpflichtet. Die Zukunft der Johannesschule wackelt.

Kirchmair: „Ich bin 60. Ich werde Anrath nicht den Rücken kehren. Aber ich habe erste Kollegen, die sich weg bewerben“, sagt sie. Junge und engagierte Lehrer schauten sich um. Kirchmair denkt auch an ihren Konrektor Christian Stapf, dessen Weggang sie fürchtet, wenn sich ihm keine Perspektive biete.

Kirchmair: „Der Elternwille geht ganz klar von der Hauptschule weg, nicht weg von unseren Angeboten und unserer individuellen Förderung.“

Aber, so Kirchmair weiter, „ich habe keine Lust, nur einzügig zu unterrichten. Dann kann ich keine gescheite Auswahl und Förderung mehr anbieten oder Aktivitäten wie Streitschlichter, Busfahrer usw. aufrecht erhalten, weil mir die Schüler dazu fehlen.“

Es mache keinen Sinn, wenn nur schwache Schüler zusammen sind. „Unser Prinzip war immer, dass Schwache und Starke sich gegenseitig stärken.“ Wenn man sich so unter Eltern umhöre, stelle man fest: „Die wollen zwei Gymnasien und zwei Gesamtschulen.“

Bei der Stadt sind die Anmeldezahlen mit Sorgen registriert worden. „Ich werde mich in Kürze mit Frau Kirchmair zusammensetzen“, erklärte Schuldezernentin Brigitte Schwerdtfeger. Man müsse über Steuerungsmöglichkeiten oder Schulformen nachdenken. Entscheidungen werden aber erst getroffen, wenn Mitte Mai der Schulentwicklungsplan vorliegt.

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