Gesamtschulen: Wer nimmt Gymnasiasten?

Die Willicher Gesamtschulen sehen sich nicht in der Pflicht, Schüler vom St. Bernhard oder Lise-Meitner zu integrieren.

Anrath. Schüler, die merken, dass das Gymnasium nicht die richtige Schulform für sie ist, haben seit kurzem ein Problem: Es wird schwer für sie, an einer der beiden Gesamtschulen einen Platz zu finden.

Während sie bislang zur Realschule oder zur Hauptschule wechseln konnten, stehen diese bekanntlich nicht mehr zur Verfügung. Das Thema war jetzt erneut auf der Tagesordnung der Schulausschuss-Sitzung. Eine Lösung ist noch nicht in Sicht.

Die SPD hatte eine entsprechende Anfrage an den Bürgermeister gerichtet. Daraufhin waren alle weiterführenden Schulen um eine Stellungnahme gebeten worden. Die wirken wenig ermutigend auf Schüler, die merken, dass sie am Gymnasium überfordert sind. „Wir haben den Klassenfrequenzwert von 25 Schülern mit derzeit 28 deutlich überschritten“, gab Eduardo Träger, Leiter der Gesamtschule II, zu verstehen.

Eine Aufnahme von einzelnen Schülern über die festgelegte Bandbreite hinaus würde eine Klagewelle der übrigen abgewiesenen Schüler zur Folge haben. Träger geht davon aus, dass die Bezirksregierung an schnellen einer Lösung arbeitet.

Ute Will-Nieding, Leiterin der Robert-Schuman-Europaschule, erklärt in ihrer Stellungnahme, dass es an ihrer Schule bis zur Klasse 9 kein Sitzenbleiben gebe, was zur Folge habe, dass die Klassengrößen konstant blieben. Auch in der Alt-Willicher Gesamtschule werde der Klassenfrequenzwert derzeit schon überschritten.

Der Wechsel vom Gymnasium auf eine weniger anspruchsvolle Schulform ist jedoch längst kein Massenphänomen mehr. Astrid Kampmann, Leiterin des Lise-Meitner-Gymnasiums, teilte der Schulverwaltung mit, dass in den Jahren 2009 bis 2013 insgesamt 16 Schüler betroffen waren. Die Zahlen des St. Bernhard-Gymnasiums sind sogar noch niedriger.

Was im Ausschuss bedauert wurde: Der frühere Leiter der Robert-Schuman-Europaschule und jetzige Dezernent bei der Bezirksregierung, Ulrich Graf, ist zurzeit aus Krankheitsgründen nicht ansprechbar — er hat auch keine Vertretung. Geschäftsbereichsleiter Bernd Hitschler-Schinhofen kündigte allerdings an, dass es für den 12. Februar einen Gesprächstermin gebe.

Alle Fraktionen sind bemüht, Abbrechern von Willicher Gymnasium eine weitere Perspektive an einer der beiden Gesamtschulen vor Ort zu bieten. Sie sind aber unisono skeptisch, dass das Gespräch nächste Woche schon zu einer Lösung führen wird.

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