Gebäudereinigung: Kein Gedanke ans Aufhören

Seit elf Jahren ist Renate Kothen selbstständig. Ein Schritt, den sie nie bereute.

St. Tönis. Renate Kothen ist 63 Jahre alt und sehr resolut. Eine Frau, die genau weiß, wo es langgeht. Gleichzeitig ist sie eine Chefin wie aus dem Bilderbuch - sprich: ihre Angestellten wissen genau, was sie an ihr haben. Seit ziemlich genau zehn Jahren ist Renate Kothen immer erfolgreicher im Bereich der Gebäudereinigung tätig. Mit immerhin 52 Jahren hat sie sich selbständig gemacht. Ein Alter, in dem viele andere bereits mit einem Auge in Richtung Rente schielen, zumindest aber ein wenig kürzer treten wollen. Renate Kothen und ihr Mann hatten damals gerade ein Haus gekauft, der jüngere Sohn wollte studieren, der ältere bauen - da musste irgendwo zusätzliches Geld herkommen. 15 Jahre lang hatte Renate Kothen zuvor Essen auf Rädern gefahren, als sie sich entschloss, "ein Treppenhaus zu putzen". Aus dem einen wurden schnell acht Objekte. Zu viel, um als 630-Mark-Kraft zu arbeiten. Und da war sie - die Selbständigkeit. Die Aufträge vermehrten sich schnell, bald stellte Renate Kothen die erste Frau als Hilfe an. Organisiert hat sie damals das junge Unternehmen Reko in einem Büro im Keller. Seit 2003 hat die Firma ihren Sitz an der Vorster Straße 165 in St. Tönis. Im Büro ist Schwiegertochter Claudia Kothen, zum Putzen sind 30 Damen unterwegs. "Ich bin sehr stolz auf meine Firma, ich mache das mit Leib und Seele und denke noch lange nicht ans Aufhören", sagt Renate Kothen. "Niemand sollte herabschauen, weil jemand ein Treppenhaus putzt", erklärt sie. "Wir sind alle Dienstleister. Der Zahnarzt kümmert sich den ganzen Tag um die Zähne der Menschen, wir uns um ihre Wohnungen und Treppenhäuser." Sie erzählt gerne von ihrer Firma, ist immer noch begeistert davon, den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt zu haben. "Das geht auch heute noch, davon bin ich überzeugt. Man muss nur wollen und anfangen." Sie hat "tolle Frauen", alle ebenso engagiert wie die Chefin. "Es sind Hausfrauen und Mütter, die auf dem Arbeitsmarkt eher geringe Chancen hätten, weil sie ihre Kinder nicht regelmäßig unterbringen könnten oder lange aus dem Beruf sind." Weil bei Reko das Personal flexibel eingesetzt werde, klappe es gut. Auf eine Stellenausschreibung meldeten sich vor einiger Zeit sage und schreibe 87 Frauen. "Das war so schwer, da die Richtige auszusuchen, da waren bestimmt zehn oder noch mehr, die es verdient gehabt hätten." Weil sich aber die Gesellschaft immer weiter verändert, mehr Single-Haushalte oder Familien, in denen beide Erwachsenen berufstätig sind entstehen, ist Renate Kothen optimistisch, was das Wachstum ihrer Branche angeht. Immerhin sind in den vergangenen zehn Jahren aus den ersten acht Objekten 180 Häuser von 72 Auftraggebern geworden - vor allem durch Mundpropaganda. Und auf weitere Aufträge ist die Firma eingestellt.

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