Willich/Tönisvorst Extraschichten im Eiscafé

Bei Hitze läuft einiges anders. Was, das hat die Westdeutsche Zeitung sich mal angesehen.

Willich/Tönisvorst: Extraschichten im Eiscafé
Foto: Kurt Lübke

Willich/Tönisvorst. Da war er. So wie ein kleines Kind hinter seiner Mama hervorlugt und sofort wieder in Deckung geht — der Sommer. Am Mittwoch erreichte er in der üblichen Kurzversion seinen Höhepunkt, das Quecksilber kletterte im Verlauf des Tages auf Werte um die 35 Grad. Wie stellen die Menschen sich darauf ein? Was ändern sie. Die WZ hörte sich um.

Gegen 11.15 Uhr herrscht im Vorster Eis- und Sahneparadies bereits reges Treiben. Zwar ist das Geschäft noch nicht offiziell geöffnet, aber die Kundschaft steht schon in der Warteschleife. „Wir machen erst um 12 Uhr auf. Das ist relativ spät, hängt aber damit zusammen, dass wir sehr viel selbst machen. Und dafür ist nun mal die Zeit am Vormittag“, sagt Chefin Katharina Hoeps.

Was aber nicht bedeutet, dass die Kunden vor verschlossener Tür stehen. Viele, zum Beispiel aus den Vorster Firmen, haben angerufen und telefonisch eine Bestellung durchgegeben. Die kommen sie jetzt abholen. Die Besatzung des Eiscafés kommt nur zwischendurch dazu, die Stühle herunterzustellen und die Tische herzurichten.

Ab Mittag geht’s dann mit der Belegung zügig. Die Vorster kennen zudem das Phänomen: Am Wochenende ziehen sich die Wartezeiten ganz schön, viele Kunden von außerhalb sind dann da. Was sind derzeit die Favoriten? „Die ganzen Sorbet-Sorten“, sagt Alexander Hoeps, der für die Fertigung verantwortlich ist. Renner seien derzeit Holunder und Mango. Aber auch Spaghetti-Eis als separate Eissorte fürs Hörnchen laufe sehr gut. „Und natürlich geht Wiener Mandel immer“, sagt der Fachmann.

Aber auch in St. Tönis sind die Cafés am Vormittag gut besetzt, und das nicht nur bei Stinges und Fontanella an der Hauptstraße. Verblüffend: Trotz der sich entwickelnden Hitze sind relativ viele Menschen unterwegs, um Einkäufe und andere Geschäfte zu erledigen.

Die Temperaturen und die damit einhergehende Witterung haben zudem Nebenwirkungen, die auf den Autos zu sehen sind: Mücken, Fliegen und gelber Blütenstaub. Das führt dazu, dass die Autowaschanlagen auch den ganzen Tag über gut zu tun haben. Ein Blick in entsprechende Anlagen bestätigt das. „Ja, man merkt, dass es wegen der Sommerferien ruhiger ist, aber zum Autowaschen kommen die Leute“, sagt Heike Friedl von der gleichnamigen Tankstelle in St. Tönis. Was sie im Shop-Verkauf merkt: Die Kunden nehmen mehr Getränke mit — Red Bull, Wasser und Cola für tagsüber. Für den Tagesausklang auf der Terrasse darf es dann auch Bier sein.

Diesen Trend bestätigt man im nahen Trinkgut-Getränkemarkt. „Zur Zeit geht viel Wasser. Aber die Leute fragen auch nach gekühlten Getränken“, sagt die Frau an der Kasse. Zudem würde Fassbier bestellt, das die Kunden dann gekühlt holen kommen, um es bei der wochenendlichen Gartenparty zu verköstigen.

Auffällig: Wenn die Tage nicht ganz so heiß sind, verlegen viele Hobbysportler ihre Outdoor-Aktivitäten in den frühen Morgen. Wenn’s richtig heiß werden sollen, tun diese Menschen das, was die Mediziner raten: nichts. Im Fitness-Studio merkt man das. „Im Sommer kommen sowieso weniger Trainierende“, sagt Sophia Wacker vom TC Trainingscenter in St. Tönis. Dafür, so ihre Beobachtung, fülle sich die Halle am Nachmittag. „Besonders bei den Kursen.“ Für den Sommer gibt’s hier übrigens ein Gruppenspecial: Da kann man einige Euro am Monatsbeitrag sparen. Als Gruppe gelten schon zwei Personen.

Natürlich war auch im Freizeitbad De Bütt am Mittwoch richtig viel los — wie auch schon am Tag zuvor holten sich viele Willicher eine Abkühlung von der Sommerhitze. Knapp 3000 Besucher waren gegen 16 Uhr bereits in das Schwimmbad gekommen.

Und die Schlange der Menschen, die auch nach der Arbeit noch eine Abkühlung in den Fluten finden wollte, ließ da immer noch nicht nach. Bis draußen standen sie an — trotz zwei geöffneter Kassen und Kassenautomat. Da das Bad bis 21 Uhr geöffnet ist, hatten sie ja auch dann noch Zeit genug zum Planschen oder Bahnenziehen. In den Becken draußen wurde es zwischenzeitig ordentlich voll, im Sportbecken hatte man dann aber doch noch genug Bewegungsfreiheit.

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