Willich Erfolgreich: Paten helfen Jugendlichen ins Berufsleben

Von der Lokalen Agenda 21 in Willich sind nur noch die Ehrenamtler der Gruppe „Jugend und Wirtschaft“ aktiv. Sie suchen Unterstützer.

Willich. Die Gruppe „Jugend und Wirtschaft“ ist die einzige noch aktive Gruppe der Lokalen Agenda 21. Wie sehr aktiv sie ist und wie sehr sie immer noch benötigt wird, machte jetzt Rolf Born mit seinem Tätigkeitsbericht im Umweltausschuss deutlich. Er gewährte mit seinen Schilderungen auch Einblicke in Welten, die vielen Bürgern fremd sein dürften.

Born berichtete unter anderem von einem erfolgreich in ein Ausbildungsverhältnis vermittelten jungen Mann. Plötzlich sei er häufiger zu spät gekommen. „Der Junge stammt aus altem Hartz-IV-Adel, seine Familie, in der es absolut unüblich ist zu arbeiten, spielte dem Jungen Streiche, stellte unter anderem den Wecker falsch, so dass er verschlief.“ Der junge Mann suchte sich mit Hilfe der Agenda-Gruppe eine eigene Wohnung, niemand fummelte fortan mehr am Wecker rum.

„Nichts ist nachhaltiger als Ausbildung“, erklärte Born. Er und seine Mitstreiter, ehemalige Fach- und Führungskräfte im Ruhestand, helfen jungen Leuten, die es im Leben nicht leicht hatten. Dabei bohren sie immer wieder auch dicke Bretter wie dieses: „Wir haben einen jugendlichen Straftäter in Ausbildung gebracht. Das gelang durch unsere Beziehungen und unsere Fürsprache“, sagte Born. Alles laufe rund: „Der Jugendliche wird seine Ausbildung wahrscheinlich mit Auszeichnung bestehen.“ Ein Schwerpunkt der Arbeit mit den Jugendlichen ist das Bewerbungstraining.

Rolf Born, Sprecher der Gruppe „Jugend und Wirtschaft der Lokalen Agenda 21 in Willich

Standard-Situationen werden eingeübt: „Dass man an eine Tür klopft, bevor man eintritt, wissen längst nicht alle jungen Leute“, hat Rolf Born festgestellt. Er und seine sieben Mitstreiter arbeiten intensiv der Industrie- und Handelskammer, der Arbeitsagentur und der Stadt Willich zusammen. Man könne daher auch in fast aussichtslosen Fällen helfen.

Born merkte allerdings an: „Alle diese Institutionen arbeiten zwar mit uns zusammen, aber nicht untereinander. Das haben wir schon oft beklagt.“

Was den Ehrenamtlern auch wiederholt auffällt: Viele Jugendliche brechen ihre Ausbildung ab. Im Schnitt jeder vierte. In der Baubranche schmeißt etwa jeder dritte Azubi bereits im ersten Ausbildungsjahr hin.

Die Männer um Rolf Born (72) werden auch in Zukunft genug zu tun haben. Zu den neuen Herausforderungen gehört es, Flüchtlingskindern den Weg ins Berufsleben zu bahnen. Born appellierte an die Mitglieder des Umweltausschusses, weitere Mitstreiter zu suchen: „Bitte schauen Sie sich in Ihrem privaten Umfeld um. Den hohen Aufwand werden wir auf Dauer nicht leisten können, wenn es nicht gelingt, die Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen.“ Und er gab möglichen neuen Ehrenamtlern einen Anreiz: „Es ist ein Ehrenamt, das Freude macht.“

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