Der Sandmann aus Willich

Hobby: Der Willicher Klaus Kuhlen sammelt Sand und stellt diesen virtuell aus.

Willich. Betritt man das Haus von Klaus Kuhlen, ist es vor allem die große Gewürzvitrine im Flur, die da ins Auge fällt. Von Feuerrot, über Beige, zahlreichen Orangetönen bis hin zu Braun und tiefdunklem Schwarz: Kein Kräuterchen, das da nicht zu stehen scheint. Kräuterchen? Frühestens auf den zweiten Blick fällt dem Besucher auf, dass es sich bei den Substanzen in den kleinen Glasdosen nicht etwa um Ingwer, Safran und Co. handelt, sondern um Sand. Seit bald 20 Jahren sammelt der Willicher Sand in allen Varianten und aus allen Gegenden dieser Erde.

"Angefangen hat alles 1989 bei einem Urlaub auf Madeira", erzählt Kuhnen. "Da war ich sehr von dem schwarzen Sand fasziniert, den es dort gibt, aber meine Frau konnte das nicht richtig teilen." Mittlerweile nennt er gut 5000 Sande sein Eigen. Anfangs hatte Kuhlen den Gegenstand seiner Sammlerleidenschaft noch im Wohnzimmer aufbewahrt. "Das wurde meiner Frau dann aber zu viel", sagt der hauptberufliche Architekt und ergänzt: "Der Großteil meiner Sammlung steht heute im Keller."

Dort kann er auch guten Gewissens stehen. Anschauen und bestaunen können Interessierte jeden Sand auch von zuhause aus. Vor einigen Jahren hat er nämlich das "Virtuelle Sandmuseum Willich" ins Leben gerufen. Hier gibt es eine lange Sandliste, Fotos von den Proben und auch Links zu verwandten Seiten.

"Als ich vor zehn Jahren meinen ersten Internetanschluss bekam, stellte ich schnell fest, dass ich mit meinem merkwürdigen Hobby nicht alleine bin." Seitdem pflegt er Kontakte zu Sandsammlern weltweit und tauscht auch Proben mit diesen. Die Anzahl seiner zum Tausch bestimmten Sande übersteigt die Zahl seiner "unverkäuflichen" übrigens um das Zweifache.

Die Faszination des Sandes erschließt sich Kuhlen vor allem durch einen Blick durch sein Mikroskop. "Da tut sich eine ganz andere Welt auf. Spannende Strukturen, fast künstlerische Skulpturen - alles in Miniatur." Die Nummer 420 in seinem Regal ist übrigens Kuhlens Lieblingssand. "Den habe ich aus Menorca mitgebracht." Unterscheiden kann der Vater von zwei Kindern seine Sande auf vielfältige Weise. "Man kann zum Beispiel auf Farben achten, ob die Körner grob oder rund sind, ob der Sand sehr quarzhaltig und somit durchsichtig ist und vieles mehr."

Sein Hobby schätzt Klaus Kuhlen auch wegen der vielen sozialen Kontakte, die sich daraus ergeben. "Vor einiger Zeit hat mich der Filmregisseur Rainer Erler angeschrieben. Da dieser Mann nach Australien ausgewandert ist, hat er mir seine komplette Sandsammlung geschenkt. Mein Sohn, meine Schwiegertochter und ich sind zu ihm nach Bayern gefahren, und haben zusammen einen wunderbaren Abend verbracht.

Proben bekommt Kuhlen derzeit übrigens wie Sand am Meer. "Alle Freunde, Nachbarn, Verwandten und Kollegen bringen mir immer welche aus ihren Urlauben mit." Dennoch freut er sich ausdrücklich über weitere Sandspender. Auch gibt Kuhlen zu, zuweilen die Urlaubsziele seiner Freunde dahingehend zu beeinflussen, welchen Sand er gerne noch hätte. Hierzu gehört auch der von den Inseln um Hawaii wie Maui. "Die dortigen Sandkörner sehen außerirdisch toll aus. Wie lauter kleine Sterne."

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