Der Knast soll wachsen

Das Männergefängnis in Anrath wird künftig 768 statt bisher 415 Haftplätze haben.

Der Knast soll wachsen
Foto: Kurt Lübke

Anrath. Zwischen alten Ausbruchs-Werkzeugen und historischen Zeichnungen war es am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im kleinen Gefängnis-Museum der „Potthusaren“ etwas eng. Aber das passte, denn genauso eng ist es seit Jahren für die Gefangenen des alten Männerhauses in den Zellen oder in der Turnhalle. Seit etwa sechs Jahren wird daher ein Neubau gefordert. Gestern kam NRW-Justizminister Thomas Kutschaty zu einer Stippvisite vorbei. Und der 45-Jährige brachte einige Neuigkeiten mit.

Obwohl Kutschaty nichts versprechen konnte, wirkte er überzeugt: „Wahrscheinlich rücken Ende 2015 die ersten Bagger an und reißen das alte Frauengefängnis ab.“ Der Minister erwartete in Kürze eine Zustimmung des Kabinetts. Auch das Finanzministerium müsse die Gesamt-Investition von 200 Millionen Euro noch genehmigen.

Der Minister sprach von einer „weit fortgeschrittenen Planung“ und davon, dass es das Ziel der Landesregierung sei, den Vollzugsstandort Willich zu stärken. Dort würden dann die Zahl der Haftplätze im Männergefängnis von 415 auf 768 erhöht.

Zwei Gebäudekomplexe (ausnahmslos mit Einzelzellen), größere Werkshallen und Freizeitbereiche seien vorgesehen. Wenn der erste Bau fertig sei, zögen die Anrather Gefangenen dorthin um, nach dem zweiten Bau an Stelle des jetzigen Männerknastes (JVA Willich I) erfolge die Aufstockung. „Dann spielt Willich, was den Strafvollzug angeht, in der ersten Liga“, so Kutschaty.

Zu den angegliederten U-Haftanstalten in Krefeld und Mönchengladbach erklärte er, sie würden — unabhängig vom Baubeginn in Anrath — Ende 2015 aufgelöst. Denn derzeit gebe es in NRW zu viele Haftplätze: rund 19.000 bei 16.000 Gefangenen. „Wir prüfen noch, ob zum späteren Zeitpunkt auch in Anrath eine Untersuchungshaft installiert wird“, sagte der Minister.

„Ich bin froh, wenn es bald mit dem Neubau losgeht“, erklärte die Leiterin der JVA Willich I, Beate Peters. In der Vergangenheit hatte es viele Klagen von den Gefangenen über zu viele Gemeinschaftsunterkünfte oder unzureichende sanitäre Anlagen gegeben. „Die Klagen sind etwas zurückgegangen, zumal sich die Belegungssituation derzeit etwas entspannt hat“, sagte Peters: Es gebe Haftplätze für 415 Personen, derzeit seien es aber nur 387. Außerdem habe man zusätzliche Sanitär-Kabinen errichtet. Die Zellengröße entspreche größtenteils nicht mehr den heutigen Erfordernissen. Derzeit gebe es 22 Gemeinschaftsräume, in denen zwei bis drei Gefangene lebten.

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