Willich De Bütt: Senioren fühlen sich vergrault

Frühschwimmer in Willich klagen über die neue Beckentiefe von 1,50 Metern. Die Stadt beharrt trotzdem darauf.

Willich: De Bütt: Senioren fühlen sich vergrault
Foto: Kaiser

Willich. Sind Senioren im Willicher Schwimmbad „De Bütt“ unerwünscht? Diese Frage stellen sich jede Menge der älteren Frühschwimmer, die das Bad regelmäßig aufsuchen.

„Wir haben diesen Eindruck seit diesem Jahr“, sagt Doris Schmitz, die seit mehr als 20 Jahren zu den Frühschwimmern zählt. Der Grund liegt in der Hubbodenhöhe des Sportbeckens. Rund bis zur Hälfte des Beckens ist der Boden in der Höhe verschiebbar. Bislang gab es eine Wassertiefe von 1,36 Meter, was die Senioren als sehr angenehm empfanden. „Wir konnten bequem die Treppe ins Wasser hineinsteigen, uns auf den Boden stellen und von dort losschwimmen. Zudem bestand die Möglichkeit, in diesem Bereich auch einmal stehen zu bleiben, ohne sich am Rand festklammern zu müssen“, berichtet Schmitz. Und genau dieses Stehenbleiben soll laut Aussage des Badleiters Philipp Bauknecht der Stein des Anstoßes gewesen sein.

„Die Sportschwimmer haben sich bei uns beschwert, dass sie sich gestört fühlen, weil Personen im Wasser stehen“, sagt Bauknecht. Für die Senioren indes unverständlich, da das Sportbecken eigens für Sportschwimmer drei abgetrennte Bahnen ausweist, die von den Frühschwimmern gar nicht benutzt werden. Den ruhiger und nicht so schnell schwimmenden Badegästen steht die andere Hälfte des Sportbeckens zu Verfügung. Eigens dafür ist sogar eine Infotafel am Beckenrand aufgestellt, die die Bahnen entsprechend ausweist. Der Raum für die Sportschwimmer wurde sogar von zwei auf drei Bahnen erhöht. Wobei durchschnittlich zehn bis 13 Sportschwimmer rund 70 Senioren gegenüberstehen.

Mit der Tieferlegung des Bodens möchte das Bad ein Stehenbleiben im Wasser unterbinden, wobei Bauknecht betont, dass diese Entscheidung einstimmig vonseiten seiner Mitarbeiter mitgetragen worden sei. Für die Senioren ist das Vorgehen absolut unverständlich.

Willy Kerbusch, Erster Beigeordneter der Stadt

Das Sportbecken bietet Platz für alle. „Mit der Tieferlegung ist der Einstieg für uns ältere Menschen zum Problem geworden. Es fällt vielen nicht leicht, sich direkt von der Treppe abzustoßen, um zu schwimmen. Es geht ja nicht mehr, sich von der Treppe auf den Boden zu stellen, sich umzudrehen und dann zu starten“, sagt Schmitz. Nun haben die ersten Senioren die Konsequenzen gezogen: Sie gehen nicht mehr schwimmen. Und genau das hat die Senioren veranlasst, das Thema nochmals aufzugreifen, nachdem sie schon vor einigen Monaten den Badleiter und auch die Stadt Willich als Betreiber des Bades gebeten hatten, die alte Wassertiefe von 1,36 Meter wieder einzurichten. „Das Sportschwimmbecken ist für Schwimmer und nicht für Steher vorgesehen“, schrieb Willy Kerbusch, der Erste Beigeordnete der Stadt Willich, in einem Brief vom 7. April des Jahres zurück.

Philipp Bauknecht sei nicht gewillt, die alte Beckentiefe wieder einzurichten. Für ihn sei das Thema abgehakt, so die Senioren„Wenn man nicht ordentlich schwimmen kann und nicht weiß, ob man die Tiefe meistert, ist dies für uns auch ein Sicherheitsfaktor. Das Risiko als Badbetreiber ist zu hoch“, bringt er als neues Argument für die 1,50 Meter an. Um zehn bis 15 Meter zu schwimmen, könne das Lehr- und das Freizeitbecken genutzt werden. Dafür müsse es nicht das Sportbecken sein, sagt der Badleiter.

Die Frühschimmer-Senioren, noch rund 70 an der Zahl, können darüber nur den Kopf schütteln und fragen sich, warum ihnen die Freude am Schwimmen so getrübt und teilweise sogar genommen wird, nachdem es jahrelang ein gutes Miteinander im Bad gab.

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