Bienen: Die Königin darf nicht fliehen

Sein 70-jähriges Bestehen feiert der Imkerverein Tönisvorst. 27 Aktive kümmern sich um 120 Bienenvölker.

St. Tönis. Die schwarze große Kladde sieht nicht nur alt aus, sie ist alt. Der Einband ist brüchig und an den Rändern hat jemand ihn vorsichtig mit Tesafilm geklebt. "Da stecken 70 Jahre Geschichte des Imkervereins Tönisvorst drin", erzählt Waltraud Althoff-Pegels, öffnet die Kladde und gibt den Blick auf vergilbte Seiten frei, die eng mit Sütterling-Schrift beschrieben sind.

"Auf Veranlassung der Herren Erich Lütz und Wilhelm Meisenburg erging am 15. Februar 1937...", geht es auf der ersten Seite los. "Die beiden haben damals alle Bienenfreude aus St. Tönis angeschrieben und den Bienenzüchterverein - so hieß er damals noch - gegründet", berichtet Althoff-Pegels, die heute die Vorsitzende des Imkervereins Tönisvorst ist. Sie schreibt zwar nicht in Sütterling, trägt nichtsdestotrotz die wichtigen Vorgänge handschriftlich in die alte Kladde ein.

14 Bienenfreunde mit 124 Bienenvölkern waren es, die sich am 21. Februar 1937 trafen und den Verein ins Leben riefen. Bis 1948 stieg die Zahl der Bienenhalter ständig. In den Nachkriegsjahren gab es mit 33 Mitgliedern und knapp 500 Bienenvölkern - das war der Höchststand. Dies ergab einen Durchschnitt von 14 Völkern pro Mitglied. Dike Zeiten sind allerdings lange vorbei. Heute zählt der Verein 27 aktive Imker mit 120 Völkern, was einen Durchschnitt von vier Völkern ergibt. Ein Volk besteht dabei aus 85 000 bis 100 000 Bienen.

Die eigene Bienenleidenschaft war bei der St. Töniserin Althoff-Pegels schon immer da. "Ich bin von der Ausbildung her Landwirtin und habe immer schon Spaß an Tieren gehabt", sagt sie. 1991 trat sie in den Imkerverein Tönisvorst ein und der damalige Vorsitzende Ernst Hawix wurde ihr "Pate". "Er hat mit alles gezeigt. Als erstes hat er mir einen Zettel gemacht, was man als Imker alles braucht. Den habe ich heute noch", erinnert sie sich.

Bienenhaltung sei nicht kompliziert. Im Winter habe man sogar gar keine Arbeit. Die fange erst mit dem wärmeren Wetter an. Bei zwölf bis 14 Grad beginnen die Bienen wieder mit der Futtersuche und damit der Bestäubung der Blühpflanzen. "Eine Stunde Arbeit ist es vielleicht in der Woche", erklärt Althoff-Pegels. Dann gelte es, neue Mittelwände in die Bienenstöcke zu setzen, um den Bienen neue Wabenstränge zu geben. Auch die Rahmen müssen regelmäßig kontrolliert werden, um die Königinnenzellen zu entnehmen. Ist eine neue Königin da, so schwärmt die alte mit dem halben Stock und dem entsprechenden Honig aus. Und genau dieses Ausschwärmen möchte ein Imker verhindern.

Offene Tür Im Rahmen des Frühlingsfestes in Benrad am Sonntag, 13. Mai, lädt der Imkerverein Tönisvorst zu einem Tag der offenen Tür ein. Bienenvölker können besichtigt werden, Imker informieren rund um die Bienen-Haltung und -Pflege und stellen das Zubehör vor.

Nachwuchs Der Imkerverein Tönisvorst sucht Interessenten, die mitmachen möchten. Mitbringen sollte man Spaß an der Natur und Freude an Bienen. Ein eigener Garten ist dafür nicht unbedingt nötig. Interessierte können sich unter der Rufnummer 02151/790080 an Waltraud Althoff-Pegels wenden.

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