Betrug durch Scheinfirma: Milde Urteile

Ein Ehepaar aus Nettetal stand vor dem Krefelder Schöffengericht.

Nettetal/Willich. Innerhalb von zehn Monaten hat ein 31-jähriger Mann aus Nettetal seinen niederländischen Arbeitgeber um mehr als 35 000 Euro gebracht. Dafür mussten er und seine 29-jährige Frau sich vor dem Schöffengericht in Krefeld verantworten. Das Urteil: Ein Jahr und sechs Monate auf Bewährung für den Mann und eine Verfahrenseinstellung gegen eine Geldstrafe von 1000 Euro für die Frau.

Mit einem simplen System hat der geständige Angeklagte seine Betrügereien ausgeführt. Zu seinen Aufgaben in der Firma gehörte es, eigenständig Frachtunternehmen zu beauftragen, deren Rechnungen zu prüfen und sie an die Buchhaltung zur Zahlung freizugeben.

Kurzerhand hat er in Willich auf den Geburtsnamen seiner Frau zum Schein ein Transportunternehmen gegründet und darüber 21 Rechnungen ausgestellt. Diese genehmigte er dann in seiner richtigen Firma. Das Geld ließ er auf das Konto seiner Frau überweisen.

Im Februar 2011 folgte die fristlose Kündigung. Wieso der Angeklagte schon im Oktober die Untreue beendete, vermag er selbst nicht zu sagen. Alte Schulden seien sein Motiv für die Taten gewesen, sagt er im Prozess aus.

Heute sei er arbeitslos und lebe von den Einkünften seiner Frau und der Unterstützung vom Sozialamt. Darum habe sein ehemaliger Arbeitgeber die Rückzahlung des erschlichenen Geldes in Raten auch abgelehnt. Bei der angebotenen Rate von 100 Euro pro Monat würde es über 28 Jahre dauern, bis die Schuld beglichen ist.

Die Frau will von all dem nichts gewusst haben, was ihr der Staatsanwalt und das Gericht nicht glauben wollten. Sie habe nur selten gefragt, wo das Geld herkomme. Dann hätte ihr Mann Ausflüchte präsentiert, mit denen sie sich zufrieden gab.

„Es gibt Menschen, bei denen die Kommunikation in solchen Dingen nicht so ausgeprägt ist“, sagt ihr Verteidiger. Da die Frau keine Vorstrafen hat, kommt sie glimpflich davon.

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